PULS
Foto: Matthias Friel
Die europäische Geschichte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist gekennzeichnet durch den Prozeß der wachsenden konfessionellen Abgrenzung. Die Beschlüsse des Trienter Konzils bildeten die theologisch-dogmatische Antwort der Papstkirche auf die sich erfolgreich in Mittel-, Nord- und Ostmitteleuropa ausbreitende Reformation. Diese leiteten nicht nur eine durchgreifende katholische Reform ein, sondern markierten mit dem zunehmenden Selbstbewußtsein der katholischen Mächte auch in (mächte-)politischer Hinsicht den Übergang zu einer energischen Politik der (militanten) Gegenreformation – allen voran das vom habsburgischen König Philipp II. zentralistisch regierte Spanien als Hegemonialmacht. Philipp II. griff in zahlreiche west- und südeuropäische Konflikte ein: in den Niederländischen Aufstand, die Hugenottenkriege in Frankreich, die Konflikte mit der aufstrebenden protestantischen Seemacht England. Insbesondere im Kampf gegen die Osmanen stilisierte sich Philipp II. als Vorkämpfer der Christenheit. Allerdings entstand in dieser Zeit auch ein dauerhaft schlechtes Image Spaniens, ein nationales Vorurteil, das in der sogenannten „Schwarzen Legende“ (Leyenda negra) kulminierte. Mit dem sogenannten „Goldenen Zeitalter“ (Siglo d’Oro) verband sich auch ein kulturelles Programm, die sich in einer Stilmischung aus spanischer, italienischer, niederländischer und portugiesischer Kunst ausdrückte. Die Kunstpatronage im Umfeld des unter Philipp II. erbauten Escorial-Palastes zeigte sich etwa in der Malerei (El Greco, Velázquez), aber auch in der Literatur (Miguel de Cervantes, Lope de Vega). Im Seminar soll versucht werden, möglichst viele Aspekte der spanischen Geschichte im Zeitalter Philipps II. vorzustellen.
einführend z.B. Ferdinand Kramer, Philipp II. (1556–1598), in: Walther L. Bernecker/Carlos Collado Seidel/Paul Hoser (Hgg.), Die spanischen Könige. 18 historische Porträts vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1997, S. 61–78; weitere Literatur wird im Seminar genannt.
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