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Foto: Matthias Friel

Erinnerungspolitik, widerstreitende Narrative und Revisionismus in Osteuropa nach 1945 - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2018
Einrichtung Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 03.04.2018 - 20.05.2018

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Seminar -  bis  wöchentlich am   Dr. Glöckner ,
Dr. Wilenchik
 
  Bemerkung: 15.04.2018; 13.05.2018; 10.06.2018; 08.07.2018
Kommentar

Die Erinnerungspolitik Europas, die nach 1945 mehrere Etappen durchlebte und in Westeuropa seit Mitte der 80-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zum gemeinsamen westeuropäischen Gedächtnis geführt hat, bleibt gesamteuropäisch bis heute gespalten. Das hängt unmittelbar mit der europäischen Geschichte nach der Zerschlagung des deutschen Nationalsozialismus und mit der Formulierung von politischen Positionen in Europa zusammen. Die langsame Entwicklung der Holocaust Erinnerung dauerte Jahrzehnte bis die Ermordung europäischer Juden durch die Mauer des Schweigens und Nichtwissen wollen zum Vorschein kam. Seit der Holocaustkonferenz in Stockholm im Januar 2000, die zur praktischen Umsetzung einer europäischen Kultur beitrug, ist vermehrt die Rede vom Holocaust als „Gründungsmythos Europas”. Es wird allerdings übersehen, dass der Holocaust nur im Westen Europas den Status eines verbindenden Gedächtnisses beinhaltet. Im europäischen Osten dominiert eine andere Erinnerung. Nach der politischen Auflösung des kommunistisch indoktrinierten Ostblocks wurden die Erfahrungen, die mit der sowjetischen Besatzung und dem stalinistischen Terror in Osteuropa in Verbindung standen, verstärkt thematisiert. In Russland sind sie, trotz verschiedener Initiativen seit der Chruschtschow Ära, die stalinistischen Verbrechen aufzuarbeiten, nicht als Narrativ in die gesellschaftliche Erinnerung eingegangen. Der Sieg gegen den Faschismus im Großen Vaterländischen Krieg ist das Hauptnarrativ in den postsowjetischen Ländern Russland und Belarus‘ und wird staatlich hochgehalten. In der Ukraine dagegen bildet ‚Holodomor‘ die Grundlage des ukrainischen Gedächtnisses an den stalinistischen Terror der 30-er Jahre des 20. Jahrhunderts. Nach Meinung Janisz Reiter, des ehemaligen polnischen Botschafters in Deutschland, „[…] bleibt das vereinigte Europa in seiner Erinnerungskultur ein gespaltener Kontinent. Nach der Erweiterung verläuft die Trennungslinie mitten durch die Europäische Union.” Das Blockseminar, das sich als eine Art Werkstatt versteht und von der regen Mitwirkung der Studierenden lebt, geht der sehr komplexen Thematik im historischen Kontext nach. Während des Kurses wird eine Studienreise in eines der Länder Osteuropas oder nach Russland vorbereitet. Die Entscheidung darüber wird in der ersten Seminarsitzung gefällt.

Das Seminar findet an folgenden Terminen im Moses Mendelssohn Zentrum von 10.00 bis 14.00 Uhr statt:

15.04.2018, 13.05.2018, 10.06.2018, 08.07.2018

Der erste Termin ist am 15.04.2018!

Literatur Aleida Assmann, Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. München 2014
Jean Améry, Werke, Bd. 2. Jenseits von Schuld und Sühne. Stuttgart 2002
Jörg Baberowski, Verbrannte Erde: Stalins Herrschaft der Gewalt. München 2012
Dan Diner, Kreisläufe. Nationalsozialismus und Gedächtnis. Berlin 1995
Dan Diner, Gegenläufige Gedächtnisse. Über Geltung und Wirkung von Holocaust.
Essays zur jüdischen Geschichte. Toldot, Bd. 7. Göttingen 2007
Arno Lustiger, Rotbuch: Stalin und die Juden. Berlin 2000

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2018 , Aktuelles Semester: SoSe 2024