PULS
Foto: Matthias Friel
Die Veranstaltung findet im Raum 1.02.2.01 statt.
Hat das Judentum Dogmen? Sind Dogmen nicht typisch christlich? Das „Dogma der Dogmenlosigkeit des Judentums” ist eine Streitfrage der Wissenschaft des Judentums. Dagegen hat man eingewandt, dass eine Religion ohne Dogmen unter den Religionen sei, was die Wirbellosen unter den Tieren sind (S. Schechter). Wie man die Frage immer beantwortet, Tatsache ist, dass es jüdische Dogmen gibt, dass beinahe jeder mittelalterliche jüdische Philosoph, solche Dogmen - Iqqarim genannt - verfasst hat, auch wenn jeder seine eigene Auffassung vom Sinn und Charakter der Iqqarim hatte (s. M. Kellner) und alle etwas anderes darunter verstanden als die christliche Dogmatik. Die bekannteste Aufzählung sind die 13 Dogmen des Maimondes, die Schloscha Assar Iqqarim, von denen wir ausgehen. Wir nehmen uns erst einmal die bekannten hymnischen Kurzformen im Siddur vor (Jigdal Elohim Chai, Ani Ma’amin). Von dort gehen wir auf die ursprüngliche Langform des Maimonides in seiner Einleitung (Haqdama) zum Abschnitt Anteil (mSan X) seines Mischna-Kommentars zurück. Die Mischna stellt fest, dass ganz Israel Anteil (Cheleq) an der Zukünftigen Welt (Olam HaBa) hat, außer denen, die gewisse Glaubenssätze verneinen. Für den Kommentator ist das eine passende Gelegenheiten die heilsnotwendigen Doktrinen aufzuzählen, die jeder Israelit annehmen muss. In seiner Einleitung setzt Maimonides aber auch kritisch auseinander, in welchem Sinn etwa die eschatologischen Hoffnungen aufzufassen sind. Damit erweist er sich in Personalunion als Dogmatiker und Kritiker. Das Proseminar ist für den Einstieg in die Jüdische Theologie besonders gut geeignet: Erstens dienen Maimonides Schloscha Assar Iqqarim in allen Richtungen des Judentums bis heute als Leitfaden zur Darstellung des Jüdischen Glaubens (s. Ben Chorin, D. Bleich). Zweitens ist die Vorschule der Dogmatik, eine gute Einübung in die eigene Glaubensreflexion. Es bleibt auch im Proseminar Zeit und Raum für die Untersuchung, welche Glaubensprinzipien die Teilnehmer für unerlässlich halten. Besondere Voraussetzungen für die Teilnahme gibt es keine. Texte und Materialien werden gestellt. Wer sich auf das Proseminar vorbereiten will, kann auf die unten angegebene Literatur zurückgreifen.
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