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Foto: Matthias Friel

Pardes: Jüdische Hermeneutik - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2018
Einrichtung Institut für Jüdische Theologie   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 03.04.2018 - 20.05.2018

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
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Seminar Di 10:00 bis 12:00 wöchentlich 10.04.2018 bis 17.07.2018  N.N. Prof. Dr. Krochmalnik  
Kommentar

Die Veranstaltung findet im Raum 1.02.2.01 statt.

Die rabbinische Bibelauslegung ist regelgeleitet. Die bekanntesten Regelkanones sind die 7 Regeln des Hillel die 13 Regeln des R. Jischmael, d. s. die berühmten Schlosch Essre Middot HaTora Nidreschet BaHen, die in den Siddur Eingang gefunden haben die 32 Regeln des Rabbi Elieser ben R. Jose HaGlili. Im Laufe der Zeit sind weitere Aufzählungen dazugekommen, z. B. die 73 Regeln des R. Elasar von Worms (Sefer HaChochma) und die 613 (!) Regeln des R. Meir Leibusch Malbim, (Ajelet HaSchachar, Einl. z. Lev.-Kom.). Im Seminar geht es weniger um die technische Anwendung der Regeln, als um ihre hermeneutischen Implikationen. Welches Textverständnis steckt in den Auslegungsregeln? So setzen die meisten exegetischen Regeln voraus, dass die Tora ein vollkommener Text ist, dass in ihm nichts dem Zufall überlassen wurde und jedes Detail hochbedeutsam ist, insbesondere die Wiederholungen (Omnisignifikanz, Nullkontingenz, Nullredundanz). Die Gematrie, d. s. Operationen mit dem Zahlenalphabet, um ein weiteres Beispiel zu nennen, entwickelt sich im Mittelalter zu einer regelrechten Bibelmathematik Moses Cordovero zählt im Pardes Rimonim nicht weniger als 16 Gematrie-Regeln auf. Die Gematrie sieht den Pentateuch auch als Zahlengebäude und den Kommentator als Kryptanalytiker. Die moderne Bibelkritik hat alle diese Methoden und ihre hermeneutischen Voraussetzungen als Anachronismen entlarvt. Aber auch innerhalb des rabbinischen Judentums etablieren sich im Mittelalter neben dem ausufernden Drasch alternative Formen der Exegese, so die Literalexegese (Pschat) auf der einen, und die philosophische und mystische Allegorese, welche aufgrund eines Winkes (Remes), eine tiefere Bedeutung des Textes (Sod) ermittelt, auf der anderen Seite. Die mittelalterliche kabbalistische Formel des vierfachen Schriftsinns: PaRDeS (Akronym v. Pschat, Remes, Drasch, Sod) sucht die divergierenden Ansätze zu integrieren. Obwohl diese Lehre vermutlich christlichen Ursprungs ist, wurde die Formel Pardes bis zu Moses Mendelssohn und darüber hinaus zum Aushängeschild der jüdischen Hermeneutik. Kann der Pardes den Streit der Interpretationen schlichten? Welche Legitimität und welchen Wahrheitswert besitzt die rabbinische Hermeneutik heute noch? Solche Fragen werden im Seminar nicht ausgeklammert.

Literatur Bechajje ben Ascher: Biur Al HaTora (1291), traditionelle Ed. A. Blum, Jerusalem 1995, engl. Üb. Eliyahu Munk, Torah Commentary by Rabbi Bachya ben Asher, 7. Bde., Jerusalem 1998.
Dohmen, Christoph Stemberger, Günter: Hermeneutik der Jüdischen Bibel und des Alten Testaments, Stuttgart 1996.
Grözinger, Karl-Erich: 1994: Jüdische Schriftauslegung, in: Paolo Chiarini, H. D. Zimmermann (Hg.): Schrift Sinne. Exegese, Interpretation, Dekonstruktion, Berlin 1994.
Krochmalnik, Daniel: Im Garten der Schrift. Wie Juden die Bibel lesen, Regensburg 2006.
Ders.: Lehre vom vierfachen Schriftsinn im Judentum und Christentum, in: Uwe Gerber, Rudolf Hoberg (Hg.), Sprache und Religion, Darmstadt 2010, S. 61–82.
Ders: Ez Chajim – Rabbinische Auslegungsmethoden der Heiligen Schrift, in: Bernd Schröder i. a. (Hg.), Buchstabe und Geist. Vom Umgang mit Tora, Bibel und Koran im Religionsunterricht, Religionspädagogische Gespräche, Bd. 6: Heilige Schriften, Berlin 2017, S. 12–37.
Ders.: Die Bibel entschlüsselt. Zahlenexegese in der jüdischen Tradition und Moderne, in: Michaela Bauks, Ulrich Berges, Daniel Krochmalnik, Manfred Oeming (Hg.), Schriftauslegung in der Moderne (Altes Testament und Moderne Bd. 24), Berlin (voraussichtlicher Erscheinungstermin 2018).
Lubac, Henri de: Exégèse médiévale. Les Quatres sens de l’écriture, Paris (Bd. 1 u. 2) 1959, (Bd 3) 1961 u. (Bd. 4) 1964.
Scholem, Gershom: Der Sinn der Tora in der jüdischen Mystik (1956), in: Die Kabbala und ihre Symbolik, Zürich 1960, S. 80 – 86.

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2018 , Aktuelles Semester: SoSe 2024