PULS
Foto: Matthias Friel
Seit den 1990er Jahren lässt sich in westlichen demokratischen Gesellschaften eine wachsende Bedeutung rechtspopulistischer sozialer Bewegungen und Parteien feststellen. Heute sehen wir nicht nur, dass in fast allen europäischen Ländern starke rechte politische Bewegungen aktiv sind, sondern auch, dass in den vergangenen Jahren rechtspopulistische Parteien an die Regierung gelangt sind, deren Entscheidungen nicht weniger zur Disposition stellen als Kernbestandteile demokratischer Gesellschaften, wie Gewaltenteilung, Minderheitenschutz oder Rechtsstaatlichkeit. In der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts stellt der Populismus damit nicht weniger zur Disposition als die demokratische Kultur westlicher Gesellschaften. Rechtspopulismus bringt nicht nur “die einfachen Menschen” und “die Elite” gegeneinander in Stellung; darüber hinaus ist er eine politische Strategie, die in der Lage ist, ganz unterschiedliche Kategorien von Menschen – Bürger gegen Migranten; Alt gegen Jung; Arm gegen Reich etc. – einander unversöhnlich entgegenzusetzen. Populismus ist anti-pluralistisch und gegen demokratische Institutionen gerichtet; seine Strategien sind moralisierend, personalisierend und polarisierend.
Jenseits des politikwissenschaftlichen Mainstreams der Populismusdebatte richtet das Seminar das Augenmerk auf soziologische Aspekte und Fragestellungen. Im Mittelpunkt stehen dabei mögliche Erklärungen langfristiger Prozesse in liberalen Gesellschaften und die Auswirkungen jahrzehntelanger neoliberaler Politik, die es erst möglich gemacht haben, dass Rechtspopulismus und rechte Politikangebote für viele Menschen wieder zu einer realen Option geworden sind.
Im Seminar wird weitgehend englische Literatur gelesen.
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