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Foto: Matthias Friel

Von nackten Rittern und durstigen Einsiedlern: ‚Kleinere Dichtungen‘ des Strickers - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2019
Einrichtung Institut für Germanistik   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 01.04.2019 - 10.05.2019

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Mi 14:00 bis 16:00 wöchentlich 10.04.2019 bis 17.07.2019  1.09.2.05     40
Kommentar Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".

Zwischen 1220 und 1250 schafft der Autor, der sich selbst nur der Strickaere nennt, ein hinsichtlich Umfang, Gattungsspektrum und Innovationsanspruch (erniuwen) beachtliches Oeuvre. Das Seminar wird sich auf eine Auswahl aus den kleineren Dichtungen des mittellosen Berufsdichters konzentrieren. Zu diesen zählen neben dem Pfaffen Amis (ca. 2500 Verse) 62 weitere ihm zugeschriebene kürzere Erzählungen (Mären, Fabeln und Bîspeln).
Allen gemein ist die Frage nach dem richtigen Verhalten, welches gottgefällig ist, aber zugleich auch den Ansprüchen, Normen und Werte der Gesellschaft und den eigenen Bedürfnissen gerecht wird. Gerade in den Kurzerzählungen wird die Beantwortung dieser Frage anhand von typischen, aber auch außergewöhnlichen Figuren sowie anhand von zufälligen und teils schon grotesk dargestellten Ereignissen ins Lachhafte gedrängt. So wird etwa der an sich gerechte Pfaffe Amis aufgrund seiner Großzügigkeit gezwungen, für die Aufrechterhaltung seiner Spenden Adlige und Stadtbewohner zu betrügen. Ein tugendhafter Ritter weiß sich nicht mehr anders zu helfen, als seine Widerworte gebende Ehefrau als Strafe für ihr Verhalten einzumauern. Ein verarmter Ritter, der sich bei einem Besuch an die höfische Etikette halten will, landet mit bloßem Hintern vor der versammelten Adelsfamilie.

Ziel des Seminars ist es, aufgrund der Basis intensiver Lektüre und des eigenen Textverständnisses Interpretationsansätze zu erarbeiten und in der gemeinsamen Diskussion auch den Umgang mit aktuellen Forschungspositionen zu erproben.
Im Mittelpunkt des Seminars stehen anhand ausgewählter Texte und Textauszüge u.a. die Merkmale des strickerschen Erzählens von Normverletzungen und transgressivem Verhalten sowie vom Zufall und Vorherbestimmten. Weitere Schwerpunkte bilden das Verhältnis von Gesellschaft und Individuum, Figurenkonzeptionen (etwa auch Männer- und Frauenrollen), einzelne Motive (Ehebruch, Trunkenheit, Höfischheit, minne, triuwe, Ehe), die nähere Untersuchung des Erzählers (Wahrheitsanspruch, Wertungen, Perspektiven) und der Rezipienten (Publikumsentwurf, Wissen des Publikums), die Untersuchung von Komik, Lehrhaftigkeit und Gewalt sowie das Verhältnis von Deutungspotentialen der Erzählung und Sinnangeboten in einer angefügten Lehre. Ein weiterer Schwerpunkt können die Überlieferungs- und Editionsgeschichten der Texte sein, bei der – sofern vorhanden – Handschriftenillustrationen berücksichtigt werden.
Je nach Interesse der Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer besteht auch das Angebot, in zwei Sitzungen anhand der Erarbeitung von Unterrichtsentwürfen der Frage nach der Vermittlung Strickerscher Kurzerzählungen im Schulunterricht nachzugehen.
Literatur Grundlage im Seminar werden folgende Ausgaben sein:
- Der Stricker: Der Pfaffe Amis. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Hrsg. und übersetzt von Michael Schilling (RUB 658). Stuttgart 1994.
- Der Stricker: Erzählungen, Fabeln, Reden. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Hrsg. und übersetzt von Otfrid Ehrismann (RUB 18821). Stuttgart 1992.

Diese Ausgaben sind vor Beginn des Seminars anzuschaffen. Eine erste, orientierende Lektüre vor dem Beginn des Seminars wird vorausgesetzt.

Für weitere Informationen zu Autor, Werk, Überlieferung, Motive und Themen ist der Überblicksartikel im Verfasserlexikon zu empfehlen:
- Karl-Ernst Geith, Elke Ukena-Best, Hans-Joachim Ziegeler: Der Stricker. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begründet von Wolfgang Stammler, fortgeführt von Karl Langosch. Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter. Herausgegeben von Kurt Ruh zusammen mit Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger, Franz Josef Worstbrock. Bd. 9. Berlin / New York 1995, Sp. 417–449.

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2019 , Aktuelles Semester: SoSe 2024