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Foto: Matthias Friel
ACHTUNG: Blockseminar in Wien vom 5. bis 9. August 2019!
Organisationstreffen am Dienstag, den 16. April 2019, um 14 Uhr im Raum 1.26 (Fakultätsclub), Haus 11.
„Dort, in Kakanien, gab es auch Tempo, aber nicht zuviel Tempo. Natürlich rollten auf diesen Straßen auch Automobile aber nicht zuviel Automobile! Man entfaltete Luxus aber beileibe nicht so überfeinert wie die Franzosen. Man trieb Sport aber nicht so närrisch wie die Angelsachsen. Man gab Unsummen für das Heer aus aber doch nur gerade so viel, daß man sicher die zweitschwächste der Großmächte blieb. Auch die Hauptstadt war um einiges kleiner als alle andern größten Städte der Welt, aber doch um ein Erkleckliches größer, als es bloß Großstädte sind. Überhaupt, wie vieles Merkwürdige ließe sich über dieses versunkene Kakanien sagen! Es war zum Beispiel kaiserlich-königlich und war kaiserlich und königlich eines der beiden Zeichen k. k. oder k. u. k. trug dort jede Sache und Person, aber es bedurfte trotzdem einer Geheimwissenschaft, um immer sicher unterscheiden zu können, welche Einrichtungen und Menschen k. k. und welche k. u. k. zu rufen waren. Vor dem Gesetz waren alle Bürger gleich, aber nicht alle waren eben Bürger. Man hatte ein Parlament, welches so gewaltigen Gebrauch von seiner Freiheit machte, daß man es gewöhnlich geschlossen hielt aber man hatte auch einen Notstandsparagraphen, mit dessen Hilfe man ohne das Parlament auskam.” In dieser berühmten (hier zusammengestauchten) Lobrede von Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften” auf „Kakanien” drängen sich die Widersprüche auf einen Staat, der sich im Kaiser von Österreich und Apostolischen König von Ungarn personifizierte, aus dem Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn im Jahr 1867 entstand und 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkriegs unterging. Die Geschichte der Habsburgermonarchie wurde, wie in vielen anderen Fällen, in den folgenden Jahren von ihrem Scheitern aus erzählt. Sicherlich sahen schon einige Zeitgenossen im Ausgleich von 1867 den Anfang vom Ende, letztlich existierte das Reich dennoch in dieser Form über 50 Jahre. Auch dafür bestanden Gründe. Dieses Seminar versucht, die Grundzüge der Doppelmonarchie nachzuzeichnen, in dem es sich auf Spurensuche vor Ort begibt. Die Veranstaltung findet nach zwei einführenden Sitzungen in Potsdam im Rahmen einer fünftägigen Exkursion nach Wien statt.
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