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Foto: Matthias Friel

Einführung in die kritisch-posthumanistische Philosophie (Cary Wolfe, Rosi Braidotti, Karen Barad, u.a.) - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2019
Einrichtung Institut für Philosophie   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 01.04.2019 - 10.05.2019

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Mo 16:00 bis 18:00 wöchentlich 08.04.2019 bis 15.07.2019  1.22.0.38 Schumann   25
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Seit Mitte der zweiten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts wird der Humanismus als ‚Theorie‘ und Rechtfertigungsrekurs für die Handlungspraxis von zwei Seiten her ‚belagert‘: Zum einen von diversen Technologiefeldern, welche die Selbstverständlichkeit der Vorgabe des ‚naturbelassenen‘ Menschen im Sinne der distinkten Merkmale der Spezies Homo sapiens sapiens mit einem ‚Möglichkeitshorizont‘ trans- und interspezifischer Kreuzungen (Stichwort: transgene Menschen), technischer Hybridisierungen (Stichwort: Cyborg), usw. konfrontieren. Zum anderen von diversen kritisch-reflexiven Diskursen wie Psychoanalyse, Gender-Studies, oder mit dem Label ‚Poststrukturalismus‘ etikettierte Philosophien, welche u.a. die mit dem Humanismus assoziierten ‚Subjekt-Konzeptionen‘ und ‚Identitäten‘ ihrer Ein-/ Ausschlüsse ins ‚wahre Menschsein‘ wegen infrage stellen, da dem Humanismus als das Handeln orientierender ‚Theorie‘ vorgeworfen wird mit den vorgegebenen ‚Menschenbildern‘ bislang Kolonialismus, Imperalismus sowie Rassismen und Sexismen wenn nicht explizit gerechtfertigt, so doch zumindest ‚gedeckt‘ zu haben. In Verbindung mit den erwähnten Technologiefeldern kam es zumal zu einer Erosion vormalig selbstverständlicher und als ‚unabänderlich‘ hingestellter gesellschaftlicher Institutionen, die nicht nur die bio-physische Vorgabe sondern auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Lebensführung im Sinne forcierter Individualisierung und Emanzipierung als ‚neujustierbar‘ erscheinen lassen.
Aus diesem Kontext heraus haben sich nun zwei bis heute an Popularität zunehmende Diskursrichtungen unter dem Gesichtspunkt eines ‚Posthumanismus‘ etabliert, welche erwähnte Veränderungsmöglichkeiten und Infragestellungen zu ihrer erklärten Voraussetzung haben: Einerseits der ‚Transhumanismus‘ mit seinem primären Fokus einer Apologie der Verfügbarmachung diverser Technologieoption, bei oftmals fehlender Problematisierung des gesellschaftlich-politischen Rahmens eines nur durch ‚den Markt‘ regulierten Zugangs hierzu andererseits der ‚kritische Posthumanismus‘ als einer reflexiv-kritischen Denkhaltung die sich intellektuell u.a. aus den oben genannten Diskursquellen speist und etwa breitflächig das Verhältnis zum ‚Tier‘, zum technisch-vermittelten Weltzugang in seinen Rückwirkungen für die Gestaltbarkeit des Zusammenlebens, sowie den genannten ‚Verwischungen‘ einer distinkten Grenze der Spezies Homo sapiens sapiens zu seinen Alterationen und Hybridisierungen als neuen Lebensgestaltungsmöglichkeiten problematisiert, woher die Auflösung vorgegebener Subjektivitätsformen und ‚Identitäten‘, hierarchischer Verhältnisse und Ausschließungen des Fremden/ Anderen zu den wichtigsten Topoi gehören.
Das Seminar wird sich ausschließlich mit kritisch-posthumanistischen Denker_innen unter der Hinsicht einer kritisch-posthumanistischen Philosophie widmen und dafür auf bekannte Positionierungen vertiefend eingehen um etwa technikphilosophische, diskursanalytische und ‚tierphilosophische‘ Zugänge zu dem damit korrespondierenden Themenspektrum vorzustellen. Neben einer generellen Einführung in diese Diskursrichtung wird ein akzentuierender Schwerpunkt auf dem Verhältnis des ‚kritischen‘ Posthumanismus zur der Möglichkeit einer Philosophischen Anthropologie liegen, da sinnfälligerweise die Infragestellung des abstrakten Humanum dazu verleiten mag daran zu glauben menschlichen Körperleibern fehlte jedwede Spezifik bzw. ‚menschlichen‘ Stellungnahmen zu sich unterstünden nun einer kulturalistischen ‚Beliebigkeit‘. (Die Seminarliteratur wird gemischt sein aus deutschen Übersetzungen und englischen Originaltexten.)

Das Seminar ist für max. 25 Teilnehmer_innen ausgelegt.
Literatur

Seminarliteratur


Badmington, Neil (2003): Theorizing Posthumanism. In: Cultural Critique 53, pp. 10-27.

Braidotti, Rosi (2014): Posthumanismus. Leben jenseits des Menschen. Frankfurt/ Main und New York: Campus.

Chatelier, Stephen (2017): Beyond the Humanism/ Posthumanism Debate. The Educational Implications of Said’s Critical, Humane Praxis. In: Educational Theory 67 (6), pp. 657-672.

George, André (1959): Der Humanismus und die Krise der Welt von heute. Köln und Opladen: Westdeutscher Verlag.

Hables Gray, Chris (2001): cyborg citizen. Politics in the Posthuman Age. New York, London: Routledge.

Haraway, Donna (1987): A manifesto for Cyborgs: Science, technology and socialist feminism in the 1980s. In: Australian Feminist Studies 2 (4), pp. 1-42.

Hayles, N. Katherine (1999): How We Became Posthuman. Virtual Bodies in Cybernetics, Literature, and Informatics. Chicago, London: University of Chicago Press.

Herbrechter, Stefan (2009): Posthumanismus. Eine kritische Einführung. Darmstadt: WBG.

Hughes, James (2004): Citizen Cyborg. Why Democratic Societies Must Respond to the Redesigned Human of the Future. Cambridge, MA: Westview Press.

Moravec, Hans (1990): Mind Children. Der Wettlauf zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz. Hamburg: Hoffmann und Campe.

Singer, Peter (2013): Praktische Ethik. 3., revidierte und erweiterte Aufl. Stuttgart: Reclam.

Williams, Bernard (2016): The Human Prejudice. In: ders. Philosophy as a Humanistic Discipline. Selected, edited, and with an introduction by A. W. Moore. Princeton and Oxford: Princeton University Press, pp. 135-152.

Wolfe, Cary (2010): What is Posthumanism? Minneapolis und London: University of Minnesota Press.


Zusatzliteratur


Cancik, Hubert, et al. (Hrsg.) (2016): Humanismus: Grundbegriffe. Berlin, Boston: De Gruyter.

Clarke, Andy (2016): Cyborgs Unplugged. In: dies. (Ed.): Science Fiction and Philosophy. From Time Travel to Superintelligence. Second Edition. Chichester, UK: Wiley-Blackwell, pp. 130-145.

Gray, Chris Hables (1997): The ethics and politics of Cyborg embodiment. In: Cultural Values 1 (2), pp. 252-258.

Heilinger, Jan-Christoph; Müller, Oliver (2008): Der Cyborg und die Frage nach dem Menschen. Kritische Überlegungen zum „homo arte emendatus et correctus. In: Jahrbuch für Wissenschaft und Ethik 12 (1), S. 21-44.

Lindemann, Gesa (2010): Moralischer Status und menschliche Gattung. Versuch einer soziologischen Aufklärung. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 58 (3), S. 359-376.

Moravec, Hans (2013): Pigs in Cyberspace. In: Max More and Natasha Vita-More (Eds.): The Transhumanist Reader. Chichester: Wiley-Blackwell, pp. 177-181.

Said, Edward (2004): Humanism’s Sphere. In: ders. Humanism and Democratic Criticism. New York: Columbia University Press, pp. 1-30.

Schirrmeister, Albert (2009): Renaissance - Humanismus? Neue Forschungen zur Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts. In: Zeischrift für Historische Forschung 36 (2), S. 259-298.

Schneider, Susan (2016): Mindscan: Transcending and Enhancing the Human Brain. In: dies. (Ed.): Science Fiction and Philosophy. From Time Travel to Superintelligence. Second Edition. Chichester, UK: Wiley-Blackwell, pp. 260-276.

Sommer, Volker (2016): Menschenaffen als Personen? Das Great Ape Project im Für und Wider. In: Kristian Köchy, Matthias Wunsch und Böhnert (Hrsg.): Philosophie der Tierforschung Band 2: Maximen und Konsequenzen. München: Karl Alber, S. 221-252.

VanDeVeer, Donald (1979): Interspecific Justice. In: Inquiry 22 (1-4), pp. 55-89


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