Migration als Thema der Philosophie - Einzelansicht

Wir haben unsere Sprache verloren und mit ihr die Natürlichkeit unserer Reaktionen, die Einfachheit unserer Gebärden und den ungezwungenen Ausdruck unserer Gefühle. (…) Unsere Identität wechselt so häufig, dass keiner herausfinden kann, wer wir eigentlich sind. (…) und das bedeutet den Zusammenbruch unserer privaten Welten.

(Hannah Arendt, „Wir Flüchtlinge” 1986 (1943))

Über kaum ein anderes Thema werden im öffentlichen Diskurs so hitzige Debatten geführt, wie über das Thema der Migration, die EU setzt umstrittene Maßnahmen zur Verringerung der Zahl Geflüchteter durch, viele der Brexit-Befürworter*innen entschieden sich aus migrationspolitischen Gründen für den Austritt, Trump möchte eine Mauer bauen, um Migrant*innen aus Mittel- und Südamerika fernzuhalten, Horst Seehofer gibt freudig bekannt, dass an seinem 69. Geburtstag 69 Geflüchtete nach Afghanistan zurückgeführt wurden.

Angesichts dieser und vieler anderer kontrovers diskutierter Entwicklungen ist eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema der Migration wichtiger denn je. Nicht nur, weil wir diese Entwicklungen verstehen möchten, sondern weil das Thema der Migration viele grundlegende Fragen aufwirft, wie z.B. die nach den moralischen Pflichten gegenüber Geflüchteten, nach der Legitimität von (geschlossenen) nationalstaatlichen Grenzen, nach der Rechtmäßigkeit von Abschiebungen und der Hierarchisierung von Fluchtgründen, nach einem Menschenrecht auf Migration, oder nach der moralischen Rechtfertigung von Parteilichkeit gegenüber den eigenen Bürger*innen.

Im Seminar werden wir uns zum größten Teil mit diesen und anderen migrationsethischen Fragen beschäftigen. Dabei werden wir uns im Bereich der Moralphilosophie, Rechtsphilosophie und politischen Philosophie bewegen. Darüber hinaus soll aber auch gefragt werden, was Migration eigentlich ist, und inwiefern Migration unsere klassischen Vorstellungen von Identität und Kultur herausfordert.

Die Literatur wird zu Semesterbeginn über Moodle bereitgestellt. 

Schriftliche Beantwortung von Fragen (3 x 2 Seiten)