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Foto: Matthias Friel
Hegels Rechtsphilosophie (Erstausgabe 1820) gehört in der modernen Kanonliteratur der Politischen Philosophie bis heute zu den umstrittensten Werken. An ihrer Interpretation haben sich schon die Rechts- und Linkshegelianer unversöhnlich überworfen. Ist sie restaurativ, reformerisch oder implizit sogar revolutionär zu verstehen? Oder führt ihre Einbindung in die Philosophie des absoluten Geistes durch die Wissenschaft der Logik zu einem derart begrifflichen Abstand gegenüber allem Politischen, dass sie sich nicht mehr innerpolitisch einordnen lässt? – Hegel erörtert solche grundsätzlichen Fragen, wie sich überhaupt Rechtlichkeit, Moralität und Sittlichkeit zueinander verhalten, was die Einheit einer Idee mit ihrer Wirklichkeit bedeuten kann, wie sich die Idee der Freiheit in Familie, bürgerlicher Gesellschaft, Staat und Weltgeschichte angemessen verwirklichen lässt.
Hegel ist sicher der Denker eines integrativen Prozesses, in dem Gegensätze gegenseitig zu ihrer Voraussetzung, Bedingung und Folge werden. Aber können sich in diesem Prozess nur einzelne seiner Momente verselbständigen, oder kann sich am Ende auch der ganze Prozess verkehren, wenn es sein Absolutes nicht mehr gibt?
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse, in: G. W. F. Hegel, Gesammelte Werke. Hg. Rheinisch-Westfälsche Akademie der Wissenschaften im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Hamburg 1968, Band 14,1. (An dieser Ausgabe orientieren sich seither die billigeren Ausgaben bei Meiner, Suhrkamp und Reclam, zumal der Text als Vorlesungskompendium in Paragraphen eingeteilt ist, die sich in jeder Paginierung wiederfinden lassen. Diesen eigenständigen Text von Hegel bitte nicht mit den zahlreichen Ausgaben der Nachschriften seiner Vorlesungen durch seine Schüler verwechseln.)
Ludwig Siep (Hrsg.), G. W. F. Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage, in: O. Höffe (Hrsg.), Klassiker Auslegen. Bd. 9, Berlin: De Gruyter Verlag 2017
Die regelmäßige und aktive Teilnahme am Seminar ist notwendig, um das inhaltliche Ziel der Einsicht in den spezifisch philosophischen Gesamtzusammenhangs der Teilaspekte zu erreichen. Es werden die für das Thema einschlägigen Paragraphen von den Studierenden selbständig vorgestellt und diskutiert. Aus einem solchen Vortrag oder Kommentar wird in der Regel ein fünfseitiger Essay erstellt, in dem die behandelte Sachfrage mit mindestens einer weiteren Sachfrage bis zum Ende der Lehrveranstaltung integriert wird. Abweichungen von dieser Regel bedürfen der ausdrücklichen und vorherigen Absprache mit mir. Für diese Gesamtleistung werden 4 LP in PULS vergeben.
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