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Foto: Matthias Friel

Sprachlicher Relativismus und Übersetzungstheorie - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar/Übung Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2019
Einrichtung Institut für Slavistik   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfristen 01.04.2019 - 20.05.2019

Belegung über PULS
01.04.2019 - 10.05.2019

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Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
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Seminar/Übung Do 14:00 bis 16:00 wöchentlich 11.04.2019 bis 18.07.2019  1.11.2.27 Prof. Dr. Kosta  
Kommentar Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".

Das Prinzip der sprachlichen Relativität besagt, dass die Sprachen die außersprachliche Wirklichkeit nicht alle in der gleichen Weise aufteilen und kognitiv verarbeiten, gleichsam Netze [oder einfacher und genauer: Karten] sind, die mit unterschiedlichen Maschen über die Wirklichkeit geworfen werden.Das so definierte Prinzip der sprachlichen Relativität (in der Diktion von Pelz) ist zu unterscheiden vom linguistischen Relativismus, der die Abhängigkeit des Denkens von der Sprache betrifft (siehe unten).

Beispiele lassen sich insbesondere beim Sprachvergleich der mehr als 6500 Sprachen der Welt, aber sich innerhalb einer Nationalsprache, wenn man sich ihre Binnengliederung anschaut. Lexikalische und wortbildungsmäßige Parallelen und Unterschiede zeigt z.B. das Lexem "Schneeglocke", welches im Deutschen mit der Glocke eines Kirchturms wegen der Form ihrer Blüten verglichen wird, während das tschechische Äquivalent nur die Substanz des Schnees versachlicht "sněženka" (etwas, das Schnee-artig ist) und das Russische auch die räumliche Relation wie eine Raummetonymie kodiert: pod-snežnik (X liegt unter dem Schnee). Hinsichtlich des Prinzips der sprachlichen Relativität muss zwischen dem Streit um einzelne angebliche Forschungsergebnisse, insbesondere die von Wharf, und dem letztlich unproblematischen Befund unterschieden werden. Whorfs Forschungsergebnisse bei den Hopi-Indianern wurden durch empirische Nachuntersuchungen „z. T. in Frage gestellt“ bzw. klar widerlegt.

Als Standard-Beispiele werden ferner genannt:

Unterschiede in den Termini für Farben. Dieses Forschungsgebiet geht auf eine Studie von Brent Berlin und Paul Kay zurück (siehe Literatur):
Deutsch: grün, blau, grau, braun
Walisisch: gwyrdd (für grün), glas (grün, auch blau/grau), llwyd (Anteile von „grau“ und „braun“).

Kulturell relevante Konzepte spiegeln sich im Lexikon einer Sprache. Von Whorf selbst wurde dies durch die vermeintliche Existenz einer angeblich enorm großen Anzahl von Eskimo-Wörtern für Schnee illustriert, die aber als widerlegt gilt. Ein anderes angeführtes Beispiel sind Lexeme für den Reis im Japanischen.
Fälle der so genannten lexikalischen Inkongruität (Nichtdeckungsgleichheit im Wortschatz) werden auch unabhängig von der Sapir-Whorf-Hypothese angeführt:

Bekannt ist das „Holz-Wald-Baum-Beispiel“ von Louis Hjelmslev, der darauf hingewiesen hat, dass der Inhaltsbereich „Baum – Holz (landschaftlich und veraltend auch in der Bedeutung Wald) – Wald“ im Dänischen, Französischen und im Deutschen unterschiedlich gegliedert ist: „træ (Baum und Holz) – skov (Wald)“ im Dänischen und „arbre (Baum) – bois (Holz und Wald) – forêt (großer Wald)“ im Französischen.

Dieser zwischensprachliche und intralinguale – und ein entsprechender synchronischer und diachronischer – Befund führt in der lexikalischen Semantik zur Untersuchung von Wortfeldern. Wir werden uns vor allem mit interessanten Fällen der unterschiedlichen Strukturierung der Außenwelt im mentalen Lexikon der Einzelsprachen befassen, am Beispiel des slawischen, germanischen, keltischen und romanischen Befunds im Vergleich zu exotischeren Sprachen wie Barngarla und Kaurna (Südaustralien bei Adelaide), Japanisch, Mandarin, Kantonesisch, Bantusprachen, Maori und Indonesisch u.a. Sprachen (auch nordamerikanische indigene Sprachen der American Natives/Indianer).
Literatur Probleme der Švejk-Übersetzungen in den west- und südslavischen Sprachen. Linguistische Studien zur Translation literarischer Texte (München: Wagner, 1986 - Diss.).

Metapher und Metonymie als Translationskategorien, in: Sprach- und Kulturkontakte im Polnischen (Festschrift Andre de Vincenz), ed. Gerd Hentschel et al., München: Sagner, 1987, S. 485-515.
Sprachwechsel, Interferenz und Sprachmischung in Hašeks Švejk als translationslinguistisches Problem, in: Jaroslav Hašek 1883-1983, Frankfurt/M.: Lang, 1987, S. 471-512.
Die literarische Übersetzung - eine Kunstgattung? Zum Problem der sogenannten Gattungsverschiebung bei der Translation eines literarischen Textes, in: Gattungen in den slavischen Literaturen (Festschrift Alfred Rammelmeyer), eds. Hans-Bernd Harder et al., Köln: Böhlau, 1988, S. 259-282.
Sprach- und Wortspiel in den Abenteuern des braven Soldaten Svejk von J. Hašek. Möglichkeiten und Grenzen der Übertragung des Polysemie-Wortspiels in den südslavischen Sprachen, in: Slavistische Studien zum 10. Internationalen Slavistenkongreß, Sofia 1988, ed. Reinhold Olesch et al. Köln: Böhlau, 1988, S. 83-96.
Zur Beschreibung der translatorischen Textkompression im Rahmen eines scenes- and frames- Modells, in: Slavistische Linguistik 1987 / ed. Jochen Raecke, München: Sagner, 1988, S. 209-232.
Zur Translation von Mehrsprachigkeit und Interferenz im literarischen Text (J. Hašeks Švejk in slawischen und nichtslawischen Übersetzungen). // Interferenz in der Translation. Herausgegeben von Heide Schmidt. Übersetzungswissenschaftliche Beiträge 12, Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie 1989, 120-128.
Semiotische Überlegungen zur Máchas Máj, in: Herta Schmid et al. (eds.) Kapitel zur Poetik Karel Hynek Máchas. Die tschechische Romantik im europäischen Kontext. Beiträge zum Internationalen Bohemistischen Mácha-Symposium and der Universität Potsdam vom 21. bis 22 Januar 1995.
Relevante theoretische Literatur wird in der einführenden LV (erste Vorlesungswoche) ausgeteilt, als einleitende Lektüre wird eine PPP von mir bereitgestellt.

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2019 , Aktuelles Semester: SoSe 2024