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Foto: Matthias Friel
Ernährung ist Voraussetzung biologischen Überlebens und in ihrer jeweiligen Form doch immer auch kulturell bedingt. Insofern rücken mit einer Konzentration auf das kulinarische Feld Fragen nach Religion als sinn- und gemeinschaftsstiftendem Phänomen und ihrer relativen Wirkkraft unvermeidbar in den Blick: Religiöse Traditionen beeinflussen unsere Ess- und Trinkgewohnheiten bis heute, wenn sie diese sicherlich auch nie allein bestimmen. In besonderem Maße bietet sich die Ernährung als Zugang zur Geschichte der Frühen Neuzeit an, eine Epoche, die in Europa durch religiöse Pluralisierung, Radikalisierung, aber auch Neuordnung und Relativierung geprägt war.
Im Seminar wollen wir exemplarische Einblicke in die Rolle der Ernährung, von Essen, Trinken und Fasten, innerhalb der jüdischen, christlichen und, ergänzend, auch der islamischen Kulturen der Vormoderne nehmen. Eine vergleichende Betrachtung bietet sich an, da die abrahamitischen Religionen ein gemeinsames biblisches Erbe der Nahrungsmittelrestriktion kennen, dieses in ihren Traditionen jedoch sehr unterschiedlich interpretiert und entwickelt haben. Wir werden uns entlang einer Reihe inhaltlicher Problemkomplexe im Zusammenhang von Ernährungsfragen bewegen, wobei mindestens immer zwei religiöse Traditionen in den Blick gelangen sollen: Alltag und Fest; Überfluss und Mangel; Frau und Mann; Eigenes und Fremdes; Tischgemeinschaft und ihre Grenzen; und mehr.
Für einen ersten Einblick:
Jean-Louis Flandrin/ Massimo Montanari (Hrsg.), Food. A Culinary History from Antiquity to the Present. New York 2013; David Freidenreich, Dietary Laws, in: Adam J. Silverstein/ Guy G. Stroumsa/ Moshe Blidstein (Hrsg.), The Oxford Handbook of Abrahamic Religions. Oxford 2015, 466–482; Corrie E. Norman, Food and Religion, in: Jeffrey M. Pilcher (Hrsg.), The Oxford Handbook of Food History. Oxford 2012, 409–427.
Weitere Literatur wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Bereitschaft zur regelmäßigen vorbereitenden Lektüre und Diskussion der Texte in den Veranstaltungen. Passive Englischkenntnisse.
Von allen Teilnehmenden wird erwartet, vor jeder Sitzung ein ,response paper‘ mit Inhaltsangabe, Kommentar und Fragen zu den zu lesenden Texten per Mail einzusenden (ca. 2.000 Zeichen). Dies soll unsere gemeinsame Diskussion im Seminar befördern.
Kurze Impulsreferate für unbenotete Leistungen; zusätzliche Hausarbeit oder Prüfung (gemäß Prüfungsordnung) für benotete Leistungen.
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