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Foto: Matthias Friel
In der Moderne (verstanden als Zeitraum von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart) bilden Kunst und Literatur einen Rahmen, in dem Dinge selbstverständlich werden, die früher nur bedingt möglich waren. In diesem Zusammenhang entwickelt sich eine bestimmte Form des literarischen Monologs, der seine Weltbeschreibung in harsche, teilweise aggressive Urteile kleidet. Obgleich diese Form durchaus treffende Beobachtungen liefern kann, delegitimiert sich die Erzählstimme in ihrer Fundamentalkritik dabei selbst. Das kann zu komischen Episoden führen, die entsprechenden Texte sind aber nicht primär humoristisch.
Im Seminar soll die Genealogie dieser Form von den Anfängen der Moderne bis in die Gegenwart verfolgt werden. In den Blick geraten somit kanonisierte Autoren der Romania wie Denis Diderot, Louis-Ferdinand Céline und Horacio Castellanos Moya, daneben aber auch Fjodor Dostojewskij, Friedrich Nietzsche und Thomas Bernhard.
Was haben die einschlägigen Texte miteinander zu tun? Wie wäre die Entwicklung der Form zu beschreiben? Was ist ihre Funktion? Was sind ihre Vorläufer? Zur Beantwortung dieser Fragen soll auch ein Blick in das Forschungsfeld der Intertextualität geworfen werden.
Auswahlbibliographie:
Bernhard, Thomas (1982): Wittgensteins Neffe. Eine Freundschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Castellanos Moya, Horacio (2004): Insensatez. Barcelona: Tusquets Editores.
Céline, Louis-Ferdinand (1952): Voyage au bout de la nuit. Paris: Éditions Gallimard.
Diderot, Denis (1983): Le Neveu de Rameau. Paris: Flammarion.
Dostojewskij, Fjodor (1986): Aufzeichnungen aus dem Kellerloch. Stuttgart: Reclam.
Genette, Gérard (1993): Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Nietzsche, Friedrich (2004): „Der Antichrist. Fluch auf das Christenthum”. In: ders. Der Fall Wagner u.a. Kritische Studienausgabe Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München / Berlin: dtv / de Gruyter, S.165– 254.
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