PULS
Foto: Matthias Friel
"Zu betonen ist nur, dass ich in meiner musikalischen Arbeit durch Theresienstadt gefördert und nicht etwa gehemmt worden bin, dass wir keineswegs bloß klagend an Babylons Flüssen saßen und unser Kulturwille unserem Lebenswillen adäquat war,” schrieb 1944, wenige Monate vor seinem Tod der in Theresienstadt inhaftierte Komponist Viktor Ullmann. Die Musikaktivitäten in Theresienstadt, einer tschechischen Kleinstadt, die in ein Zwischenlager für Juden auf dem Weg nach Auschwitz umgewandelt wurde, stellen nur ein Kapitel im umfangreichen Themenkomplex „Musik und Holocaust” dar. Bereits 1933 wurden jüdische Musiker aus dem deutschen Kulturleben vertrieben, noch im selben Jahr wurde der Kulturbund der deutschen Juden – eine Art jüdisches „kulturelles Ghetto” – gegründet, in dem neben zahlreichen herausragenden Interpreten auch mehrere begabte Komponisten tätig waren. Viele dieser Musiker sind heute weitgehend vergessen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Holocaust in zahlreichen Musikkompositionen und Werken der Bildenden Kunst thematisiert, die zum Teil ganz unterschiedliche Perspektiven und Kontextualisierungen reflektieren. Das Seminar widmet sich außerdem der Bedeutung der Holocaust-Thematik im Kulturleben und im öffentlichen Bewusstsein unserer Zeit.
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