PULS
Foto: Matthias Friel
Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".Unter Mären (mhd. mære: Nachricht, Bericht, Geschichte) versteht man kurze, exemplarisch-lehrhafte sowie unterhaltende Verserzählungen, die zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert verschriftlicht wurden und äußerst populär waren. Sie verhandeln meist obszöne, brutale, schwankhafte, sozialkritische, groteske, moralische, religiöse oder profane Themenkomplexe, wobei besonders der Typus der Ehe-Mären (oder auch Ehestandsmären, Ehebruchsmären) dominiert. Sie erzählen von listigen Ehebrecherinnen (mhd. übel wîp), einem Ehemann, der wegen seiner übergroßen Liebe lebendig begraben wird, der Zähmung einer widerspenstigen Frau durch ihre Einmauerung oder von einem Hahnrei, der aus Rache seine Ehefrau aus dem Schädel des erschlagenen Geliebten trinken lässt. In den Texten werden verschiedene Formen von Gewalt inszeniert: Mord, Verstümmelung, körperliche Züchtigung, geschlechterspezifische Herrschafts- und Machtkämpfe oder sprachliche Gewalt, wie z.B. durch die Instrumentalisierung der performativen Qualität von Sprache als Gewaltakt. In diesem Seminar werden wir uns, unter Berücksichtigung der geschlechtlichen, rechtlichen und sozial-politischen Diskurse, der Analyse der literarischen Darstellung von Gewalt in ihrer psychischen und physischen Form widmen. Stehen die Regeln des menschlichen Zusammenlebens, das Brechen dieser Regeln und die folgende Bestrafung als Versuch der Restauration des ordo im Mittelpunkt der Ehe-Mären, stellt sich zudem die Frage, welche poetologische Funktion die Gewaltszenen erfüllen und ob sich aus diesen gewisse Verhaltensmodelle abstrahieren lassen. Zur Klärung dieser und weiterer Fragen wird, neben der Sekundärliteratur, eine intensive Textlektüre mit anschließenden Diskussionen Gegenstand des Seminars sein.
Seminarleistung: Die Seminarleistung besteht neben der regelmäßigen Teilnahme und Beteiligung am Seminar entweder in einer Ko-Moderation oder einem Referat in einer der Sitzungen.
Hinweis: In diesem Semester haben die Dozierenden der Germanistischen Mediävistik das gesamte Lehrangebot innerhalb eines Dachthemas, nämlich „Gewalterfahrung – Gewaltbewertung – Gewaltbewältigung” koordiniert. Wenn Sie in einem mediävistischen Seminar eine mündliche Prüfung ablegen wollen, können Sie das in diesem Semester im Rahmen eines workshops tun (der Termin des workshops wird zu Beginn des Semesters festgelegt). Er findet an der Uni Potsdam statt, es treffen sich dabei die Dozierenden der Germanistischen Mediävistik und Studierende aus den jeweiligen Seminaren. Auf dem workshop würden Sie Ihre Prüfung in Form eines Vortrages und einer Diskussion mit den Dozierenden und Studierenden ablegen.
Prüfungsversion 2011: 2 LP (unbenotet): Teilnahme + wahlweise Ko-Moderation oder Referat in einer der Sitzungen3 LP: Prüfungsleistung (K/P)Prüfungsversion 2014: 2 LP (unbenotet): Teilnahme + wahlweise Co-Moderation oder Referat in einer der Sitzungen2 LP: Hausarbeit/Variante B (K) oder Prüfungsgespräch/Variante A (P)
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