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Foto: Matthias Friel

Die Heiden sind abzuschlachten wie Vieh - oder doch nicht? >Interreligiöse Gewalt im ‚Willehalm’ Wolframs von Eschenbach - Einzelansicht

Veranstaltungsart Vorlesung Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester WiSe 2019/20
Einrichtung Institut für Germanistik   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 01.10.2019 - 10.11.2019

Belegung über PULS
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Vorlesung Di 10:00 bis 12:00 wöchentlich 15.10.2019 bis 04.02.2020  1.09.1.14 Prof. Dr. Philipowski 24.12.2019: Akademische Weihnachtsferien
31.12.2019: Akademische Weihnachtsferien
Kommentar Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".

Vorlesung: Der Kampf gegen die Heiden in der mittelhochdeutschen Literatur

In diesem Semester haben die Dozierenden der Germanistischen Mediävistik das gesamte Lehrangebot innerhalb eines Dachthemas, nämlich „Gewalterfahrung – Gewaltbewertung – Gewaltbewältigung“ koordiniert. Wenn Sie in einem mediävistischen Seminar eine mündliche Prüfung ablegen wollen, können Sie das in diesem Semester im Rahmen eines workshops tun (der Termin des workshops wird zu Beginn des Semesters festgelegt). Er findet an der Uni Potsdam statt, es treffen sich dabei die Dozierenden der Germanistischen Mediävistik und Studierende aus den jeweiligen Seminaren. Auf dem workshop würden Sie Ihre Prüfung in Form eines Vortrages und einer Diskussion mit den Dozierenden und Studierenden ablegen.

Viele mittelhochdeutsche Texte verschiedener Gattungen setzen sich mit der Figur des Heiden und der Frage danach auseinander, welche Beziehung der aufrechte Christ ihm gegenüber haben kann und sollte und ob Gewalt im Umgang mit dem Ungläubigen legitim ist. Ein besonders populärer, vielfach überlieferter und einflussreicher Text, der sich mit dieser Frage auseinandersetzt, ist Wolframs ‚Willehalm’ (um 1210/20). Er erzählt vom heilsgeschichtlich gedeuteten und endzeitlich akzentuierten Kampf der Christen gegen eine gewaltige Überzahl von Heiden unter der Führung des Krieger-Fürsten-Heiligen Willehalm. Ähnlich wie im ‚Parzival’ gibt Wolfram auch hier keine einfachen Antworten auf die zahlreichen komplexen Fragen, die der Text z.B. dadurch aufwirft, dass Willehalms Gattin Gyburc vor ihrer Taufe die Frau des Heidenkönigs Terramer war – der Glaubenskrieg ist also auch Krieg um Gyburc und problematisiert so die Legitimität der Liebe zwischen Willehalm und Gyburc. Der ebenso unausweichliche wie unlösbare Konflikt zwischen Christen und Heiden wird zum Kristallisationspunkt all jener Krisen und Widersprüche, die ausnahmslos alle Formen der Vergesellschaftung (wie minne, Verwandtschaft, Freundschaft, Abstammung und Sozialisation) aufweisen, deren Stabilität im ‚Willehalm’ stets gefährdet ist und immer neu ausgehandelt werden muss. Der Text erzählt also nicht nur vom Religionskrieg, sondern problematisiert auch das Kampfgeschehen auf verschiedenen Deutungsebenen: Zu untersuchen sind neben Gewaltausübung, bzw. -vermeidung auch Modelle von Heiligkeit und Heroismus, von Genealogie und Frömmigkeit.
Die Vorlesung wird Wolframs Bearbeitungstendenz dadurch offenlegen, dass seine Vorlage, das altfranzösische Epos ‚Aliscanz’, das in Übersetzung vorliegt, eng in die Auseinandersetzung mit dem ‚Willehalm’ einbezogen wird.
Literatur Textgrundlage/angeschafft werden sollte: Wolfram von Eschenbach: Willehalm, Text der Ausgabe von Werner Schröder, neu überarbeitet von Dieter Kartschoke. Berlin, New York 2003.

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2019/20 , Aktuelles Semester: SoSe 2024