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Foto: Matthias Friel
Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".Baal Schem Tov wird das Wort zugeschrieben: "Das Vergessenwollen verlängert das Exil, das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung". Die Erinnerungspolitik Europas, die nach 1945 mehrere Etappen durchlebte und in Westeuropa seit Mitte der 80-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zum gemeinsamen westeuropäischen Gedächtnis geführt hat, bleibt gesamteuropäisch bis heute gespalten. Das hängt unmittelbar mit der europäischen Geschichte nach der Zerschlagung des Nationalsozialismus und mit der Formulierung von politischen Positionen in Europa zusammen. Die langsame Entwicklung der Erinnerungskultur dauerte Jahrzehnte bis die Shoah durch die Mauer des Schweigens und Nichtwissen wollen zum Vorschein kam. Während im Westen Europas die Erinnerungskultur den Status eines verbindenden Gedächtnisses beinhaltet, dominiert im europäischen Osten eine andere Erinnerung. Nach der politischen Auflösung des kommunistisch indoktrinierten Ostblocks wurden die Erfahrungen, die mit dem stalinistischen Terror in Osteuropa in Verbindung standen, verstärkt thematisiert. In Russland sind sie, trotz verschiedener Initiativen die stalinistischen Verbrechen aufzuarbeiten, nicht als Narrativ in die gesellschaftliche Erinnerung eingegangen. Der Sieg gegen den Faschismus im Großen Vaterländischen Krieg ist das Hauptnarrativ in den postsowjetischen Ländern Russland und Belarus‘ und wird staatlich hochgehalten. In der Ukraine dagegen bildet ‚Holodomor‘ die Grundlage des ukrainischen Gedächtnisses an den stalinistischen Terror der 30-er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Erinnerung an die jüdischen Opfer wird meistens von privater Hand hochgehalten, die Initiativen vom Staat sind zögerlich. Unter diesen Umständen ist es den verbliebenen Juden in der Ukraine und Belarus außerordentlich schwer, das jüdische Leben zu bewahren. Die kleinen Gemeinden befinden sich zwischen Assimilation und Desintegration, zwischen orthodox und säkular. Die jüdische Welt, die einst in praktizierter Vielfalt gelebt hat und uns aus den Büchern von Shalom Aeichem bekannt ist, existiert ncht mehr. Sie bleibt lediglich in Erinnerung. Eine Erinnerung, die mannigfaltig Geschichten von Schtel, Auswanderung, Flucht, Ankommen oder Fremdbleiben, aber auch Hoffnung auf Neuanfang beinhaltet. Somit wird die Erinnerung zur einzigen Heimat, jeder einzelne jüdische Mensch hat eine Heimat in der Erinnerung. Das Blockseminar, das sich als eine Art Werkstatt versteht und von der regen Mitwirkung der Studierenden lebt, geht der sehr komplexen Thematik im historischen Kontext nach. Während des Kurses wird eine Studienreise nach Belarus oder in die Ukraine vorbereitet. Die Entscheidung darüber wird in der ersten Seminarsitzung, in Abhängigkeit zur derzeitigen Pandemiesituation, gefällt.
Aufgrund des Präsenznotstandes, wird der Kurs in diesem Semester in einem digitalen Rahmen stattfinden. Nach Anmeldung bei Puls erhalten Sie eine E-Mail mit dem Moodlepasswort und den weiteren Informationen zur digitalen Plattform. Als Kommunikationsmittel stehen uns mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, eine davon wäre zum Beispiel die App 'Zoom'. Bleiben Sie gesund!
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