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Foto: Matthias Friel
Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".Feldpostbriefe aus dem Zeitalter der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts faszinieren bis heute. Dies umso mehr, da innerhalb der eigenen Familie ein solcher Briefnachlass überliefert ist. In der Regel handelt es sich nämlich um authentische Selbstzeugnisse mit einem gewissen historischen Quellenwert: Wie haben einfache Männer und Frauen diese extremen Zeiten durchlebt? Was wird in diesen Briefen, die der militärischen Zensur unterlagen, mitgeteilt – und was ausgelassen? Grundlage des als ›forschende Lehre‹ angelegten Seminars bildet der private Nachlass eines katholischen Volksschullehrers, der Feldpostbriefe aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg hinterlassen hat (und zwar aus dem Zeitraum Dezember 1915 bis April 1919 sowie November 1939 bis Dezember 1941). Zwei der größten Zäsuren der modernen Menschheitsgeschichte werden so aus dem Blickwinkel ein und desselben Briefzeugen lebendig. Dabei will das Lesen von Feldpostbriefen gelernt sein. Denn häufig wird in diesen Zeilen an die engsten Angehörigen das Individuell-Persönliche von bestimmten ›Topiken‹ überwogen, die die Erwartung heutiger Leser krass enttäuscht! Und so dokumentiert der Vergleich der Feldpostbriefe eines Truppenarztes mit denen einer Krankenschwester Überraschendes zur Kategorie ›Geschlecht‹. Begrifflich wird zudem ein kritischer Abgleich mit dem anglo-amerikanischen Konzept der ›War letters‹ (»Letters to Loved Ones«) unternommen. Gattungsgeschichtlich verfolgen wir die Entstehung des Feldpostbriefes bis in die frühe Neuzeit zurück. Schließlich werden die Briefe des sog. kleinen Mannes mit repräsentativen Beispielen aus der Feder der vermeintlich Großen in Literatur und Geschichte kontrastiert, von denen ›Briefe aus dem Felde‹ überliefert sind. Die Veranstaltung findet 14-täglich statt! Veranstaltungsbeginn (Stand: 20.3.20) ist Montag, der 27. April 2020, 18 Uhr s. t. Um Voranmeldung wird gebeten unter charlier@uni-potsdam.de.
(1) Hellmuth Karasek (Hrsg.): Briefe bewegen die Welt [Bd. 6:] Feldpost. Vom Dreißigjährigen Krieg bis heute. Kempen 2013. – (2a) Ortwin Buchbender/Reinhold Sterz (Hrsg.): Das andere Gesicht des Krieges. Deutsche Feldpostbriefe 1939-1945. München 1982 – (2b) Veit Didczuneit/Jens Ebert/Thomas Jander (Hrsg.): Schreiben im Krieg – Schreiben vom Krieg. Feldpost im Zeitalter der Weltkriege. Essen 2011 – (2c) Julia Paulus/Marion Röwekamp: Eine Soldatenheimschwester an der Ostfront. Briefwechsel von Annette Schücking mit ihrer Familie (1941-1943). Paderborn u. a. 2015 – (2d) Otmar Jung: Als Truppenarzt an der Ostfront. Feldpostbriefe von Dr. Walther Jung an seinen älteren Schwager Josef Reichardt 1941-1944. Würzburg 2017 – (3) Gerhard Oberleitner: Geschichte der Deutschen Feldpost 1937-1945. Innsbruck 1993 Internetquellen: (1) Feldpost-Archiv des Museums für Kommunikation Berlin (2) Feldpost aus dem Zweiten Weltkrieg [EzG: Editionen zur Geschichte] (3) Feldpost-Briefstücke in digitaler Objektpräsentation [LMO: Lebendiges Museum Online (Bundesarchiv, Deutsches Historisches Museum u. a.)]Semesterapparat
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