PULS
Foto: Matthias Friel
Spätestens seit Yosef Hayim Yerushalmis Pionierarbeit hat sich die Rede von "Geschichte und Erinnerung" als fruchtbares, die Forschung anregendes und gleichzeitig aber umstrittenes Konzept in den Jüdischen Studien etabliert: Was verstehen wir unter "Geschichte" und "Erinnerung"? Was unter einem "historischen Bewusstsein"? Inwiefern zeichnen sich jüdische Geschichte und Erinnerung möglicherweise besonders aus? Im Seminar wollen wir von Yerushalmis grundlegendem Text "Zachor" ausgehen und seine Überlegungen, ergänzt durch Texte seiner Kritiker, diskutieren. Einen wichtigen Einschnitt in der jüdischen Erfahrung markieren – laut Yerushalmi – die Vertreibungen von der iberischen Halbinsel und das folgende historiographische Schaffen des 16. Jahrhunderts. Daher werden wir im zweiten Schritt Einblick in die von Yerushalmi behandelten Quellen und weitere jüdische Überlieferungen des 16. und 17. Jahrhunderts nehmen. Wir werden Beispiele jüdischer Historiographie, jüdischer Reiseliteratur und Autobiographie kennenlernen, wichtige wissenschaftliche Kontroversen um die ausgewählten Werke beleuchten und vor allem immer wieder nach dem Verhältnis von "Geschichte"und "Erinnerung" fragen.
Für einen ersten Einblick in Yerushalmi und die Diskussion seines Werkes:
Yosef Hayim Yerushalmi, Zachor: Erinnere Dich! Jüdische Geschichte und jüdisches Gedächtnis, Berlin 1988 (zuerst engl. 1982); Yosef Hayim Yerushalmi, Clio and the Jews: Reflections on Jewish Historiography in the Sixteenth Century, in: Proceedings of the American Academy for Jewish Research 46/47 (1978/79), 607–638; Robert Bonfil, How Golden was the Age of the Renaissance in Jewish Historiography?, in: Ada Rapoport-Albert (Hrsg.), Essays in Jewish Historiography in memoriam Arnaldo Dante Momigliano, 1908–1987, Middletown (CT) 1988, 78–102; Ivan G. Marcus, Beyond the Sephardic Mystique, in: Orim 1 (1985), 35–53.
Weitere Literatur wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
Das Seminar beginnt am 22.04.20 und findet zunächst als Online-Veranstaltung statt!
Details zum Ablauf der Veranstaltung werden auf Moodle zur Verfügung gestellt. Das Passwort erhalten Sie nach Ihrer Registrierung in PULS per E-Mail. Bitte überprüfen Sie die Plattform regelmäßig auf Aktualisierungen. Anleitungen zur ersten Sitzung stehen ab dem 20.04.20 online zur Verfügung.
Bereitschaft zur regelmäßigen vorbereitenden Lektüre und Diskussion der Texte in den Veranstaltungen. Passive Englischkenntnisse.
Von allen Teilnehmenden wird erwartet, vor ausgewählten Sitzungen (mindestens fünf) ein "response paper" mit Inhaltsangabe, Kommentar und Fragen zu den zu lesenden Texten per Mail einzusenden (ca. 2.000 Zeichen). Dies soll unsere gemeinsame Diskussion im Seminar befördern.
Kurze Impulsreferate für unbenotete Leistungen; zusätzliche Hausarbeit oder Prüfung (gemäß Prüfungsordnung) für benotete Leistungen.
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