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Foto: Matthias Friel
Im Jahre 1516 erlaubte die Regierung der Venezianischen Republik den Juden, deren Anwesenheit in der Hauptstadt während dieser Zeit offiziell nicht reguliert war, sich in dem Viertel Ghèto nuovo anzusiedeln, das fortan ihr einzig erlaubte Wohnsitz der Stadt sein sollte. In den nächsten Jahrhunderten wurde das Wort Ghetto Teil zahlloser Sprachen, einerseits als Begriff für die erzwungene Separation der jüdischen Bevölkerung und gleichzeitig auch als eines der Hauptattribute der organisierten Gesetzesdiskriminierung der Juden. Allerdings hatte in verschiedenen historischen und politischen Kontexten der Ghettobegriff auch sehr verschiedene eigentliche Bedeutungen, wie man am Beispiel des starken Gegensatzes zwischen den Jüdischen Gemeinden während der Renaissance in Italien und den jüdischen Ghettos der NS-Zeit sehen kann. Dieses Seminar stellt die Gründung der Ghettos in Venedig sowie auch in anderen frühneuzeitlichen Städten in ihrem historischen Kontext vor und kontrastiert sie mit den gesellschaftlichen Konsequenzen und den späteren Entwicklungen des Ghettophänomens.
Literatur (Auswahl):
Baron Salo W., “Ghetto and Emancipation. Shall we revise the traditional view?”, The Menorah Journal 14 (1928), 515–26.
Baron, Salo W., A social and religious history of the Jews (New York: Columbia University Press, 1952–83).
Davis, Robert C. and Ravid, Benjamin (eds), The Jews of early modern Venice (Baltimore: John Hopkins Univerity Press, 2001).
Katz, Jacob, Aus dem Ghetto in die bürgerliche Gesellschaft. Jüdische Emanzipation (1770–1870) (Frankfurt am Main, 1973).
Lehnstaedt, Stephan, “Jewish spaces? Defining Nazi ghettos then and now”, The Polish Review 61, no. 4 (2016), 41–56.
Ravid, Benjamin, “The Religious, Economic and Social Background and Context of the Establishment of the Ghetti of Venice”, in G. Cozzi (ed.), Gli Ebrei e Venezia secoli XIV–XVIII. (Milan, 1983), 211–259.
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