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Foto: Matthias Friel

Mystik und Kabbala - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2020
Einrichtung Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 20.04.2020 - 10.05.2020

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Mi 16:00 bis 18:00 wöchentlich 22.04.2020 bis 22.07.2020  1.11.1.22 Prof. Dr. Schulte  
Kommentar


Während die Kabbala in der Frühen Neuzeit als esoterische jüdische „Philosophie“ galt, wurde sie seit der deutschen Romantik als jüdische „Mystik“ klassifiziert und, ebenso wie zeitgleich die christliche Mystik und der Sufismus, der rationalistischen, exoterischen Religionsphilosophie entgegengestellt. Diese Entgegensetzung von Kabbala als „Mystik“, d.h. als Suche oder Beschreibung einer individuellen, unmittelbaren Gotteserfahrung einerseits, im Gegensatz zur wissenschaftlichen Rationalität der Religionsphilosophie andererseits, die, wie auch die jüdische Theologie, auf Gottes Transzendenz und empirischer Unerfahrbarkeit besteht, prägte die ganze deutsch-jüdische Geistesgeschichte: Nicht nur die Wissenschaft des Judentums, die im 19. Jahrhundert neu entstehende Religionswissenschaft und die wissenschaftliche Erforschung der Kabbala und des Chassidismus bei Buber und Scholem, sondern auch das populäre religiöse, kulturelle und literarische Verständnis der Kabbala bis heute identifizieren Kabbala mit Mystik. Diese Identifikation wird in der neueren Forschung bestritten, denn „Mystik“ ist ein christlicher Begriff erst aus dem 17. Jahrhundert, der nachträglich auf die Kabbala angewendet wird. Die Kabbalisten selbst haben sich nicht als Mystiker gesehen und bezeichnet. Ferner handeln längst nicht alle kabbalistischen Texte von mystischen Erfahrungen, und nicht alle jüdische Mystik entstammt kabbalistischen Quellen. Das Seminar wird die Herkunft des Verständnisses der Kabbala als Mystik seit der deutschen Romantik kritisch rekonstruieren und anhand von Textlektüren nachvollziehen. Es werden Texte von Schleiermacher, Novalis, Goethe, Beer, Molitor, Görres, Tholuck, Munk, Graetz, Cohen, Buber, Wittgenstein, Scholem u.a. gelesen und kommentiert.

Literatur

Gershom Scholem: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen, Frankfurt/M. 1980, S. 1-42.

Christoph Schulte: Kabbala in der deutschen Romantik. Zur Einleitung, in: E. Goodman-Thau/G. Mattenklott/Ch.Schulte (Hg.): Kabbala und Romantik, Tübingen 1994, S. 1-19.

Christoph Schulte: Kabbala als jüdische Philosophie? Von der esoterischen Philosophie der Hebräer zur modernen Mystik-Forschung, in: Zeitschrift für Kulturphilosophie, Bd. 11 (2017) Heft 2, S. 343-363.

Christian Wiese: Interreligious Dynamics in Leo Baeck’s Interpretation of Prophesy and Jewish Mysticism, in: Kabbalah. Journal for the Study of Jewish Mystical Texts, Bd. 40 (2018), S. 225-257.

Karl Grözinger: Einführung, in: id.: Jüdisches Denken. Theologie Philosophie Mystik, Frankfurt/M. 2005, S. 21-28.

Leistungsnachweis

Da voraussichtlich im Sommersemester 2020 keine Präsenz-Lehrveranstaltungen auf dem Campus stattfinden können, da die Bibliotheken geschlossen sind, und weil wir auf diesem Weg auch KommilitonInnen, welche im Home Office arbeiten, Kinder betreuen, zu einer Risikogruppe gehören, leicht erkrankt oder in Quarantäne sind, die Teilnahme ermöglichen können, wurde dieses MA-Seminar als online-Lehrveranstaltung neu konzipiert und strukturiert.

Da die Bibliotheken geschlossen sind, werde ich Ihnen im Wochenabstand die Quellentexte, teilweise auch die Fachliteratur per Email vorab in digitaler Kopie schicken. Sie müssen diese Texte, falls Sie sie nicht in einer Druckfassung haben, am besten ausdrucken, sie lesen und durcharbeiten. Dann legen Sie sich, falls Sie das nicht bereits tun, ein elektronisches Arbeitsjournal oder –Tagebuch an, indem sie kurz auf 1-2 Seiten den gelesenen Text zusammenfassen, seine Hauptthesen und –Argumente auflisten und Ihre persönlichen Eindrücke und Einwände notieren. Diese Auszüge aus Ihrem elektronischen Arbeitsjournal schicken Sie mir per Email bis zum Vortag der wöchentlichen Videokonferenz zu.

Einmal in der Woche zur Seminarzeit am Mittwoch um 10:15 Uhr werden wir uns zu einer Videokonferenz über ZOOM zusammenschalten und Ihre Auszüge und Eindrücke von den gelesenen Quellentexten vortragen, austauschen und diskutieren. Meine ZOOM-Adresse teile ich Ihnen zu Semesteranfang per Email mit.

Die generelle Leistungsanforderung in diesem MA-Seminar ist es, mir und den anderen Seminar-Teilnehmern wöchentlich einen Eintrag aus dem elektronischen Arbeitsjournal vorzulegen. Nach Absprache können auch Protokolle, schriftliche Referate Essays oder Modularbeiten zum Seminarthema angefertigt werden.


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2020 , Aktuelles Semester: SoSe 2024