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Foto: Matthias Friel

Der alte Klang ‒ Zeitgeist, Zeitbild, Zeitklang im 18. Jahrhundert unter dem Aspekt des Umbruchs vom Barock über die Vorklassik zur Klassik - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2020
Einrichtung Department Lehrerbildung - Musik und Musikpädagogik   Sprache deutsch
Belegungsfrist 20.04.2020 - 10.05.2020

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Fr 10:15 bis 11:45 wöchentlich 24.04.2020 bis 24.07.2020  2.06.1.01 Hon. Prof. Dr. Liedtke  
Kommentar

Der Kurs fragt nach musikalischen Neuansätzen in einer von tiefen Widersprüchen gekennzeichneten Zeit. Kunst spiegelt die Phase von Reformation, Gegenreformation zur Aufklärung wider - zwischen existenziellen Ängsten nach Seuchen, religiöser Verfolgung und Dreißigjährigem Krieg einerseits und absolutistischer Prachtentfaltung andererseits. Von allem zu viel, üppige, überbordende Kirchenausstattung verbindet sich mit dem barocken Stil, aber auch mit dem satirischen Roman „Der Abenteuerliche Simplizissimus Teutsch” (1669) von Grimmelshausen. Musiker sind Capellbediente, Leibeigene, der Stolz ihrer Gönner oder im Streit mit ihnen.  Bach, Händel, Telemann, Purcell, Vivaldi, Corelli, Scarlatti, Rameau - die Liste der Komponisten polyphoner Werke von welthistorischer Bedeutung ist ebenso lang wie die der barocken Architekten und Maler. Was macht diese Epoche aus und wie kündigen sich Umbrüche zur Aufklärung an, neue Klangideale und Kompositionsverfahren?  Neuansätzen zwischen Barock und Klassik entstehen in der Hofkapell-Musik in Dresden, Preußen und Mannheim. Eine eigenständige Phase – die Vorklassik - eröffnet unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten und bereitet die Fibel der Klassiker vor. Die Rheinsberger Hofkapelle, die Berliner Hofoper und Konzerte in Potsdam-Sanssouci stehen im Fokus dieser Veränderungen, die im Umfeld von Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Joachim Quantz, den Brüdern Franz und Johann Georg Benda oder den Brüdern Carl Heinrich und Johann Gottlieb Graun stattfinden. Ihre Kompositionen und Schriften ermöglichen aufführungspraktische Hinweise zum alten Klang und seiner Lebendigkeit – spannend und auch umstritten bis heute.

Leistungsnachweis

Leistungsanforderungen

  • Regelmäßige Teilnahme an online-Sitzungen (Zoom) bzw. Lehrveranstaltungen, vor- und nachbereitende Lektüre, Arbeitsaufgaben zu den Sitzungen, Mitarbeit in der Diskussion; Diskussionsstand des Seminars wird vorausgesetzt

  • 2 Rechercheaufgaben mit Kurzpräsentationen (knappe 5 Minuten zur Darstellung von Aspekten) aus 2 Themenkomplexen

  • Aufgabenstellungen zu den Seminaren sind Anregungen zu Kurzpräsentationen oder späteren Hausarbeiten (nicht alle Themen werden in 90 Minuten Seminar einfließen können)

  • Benotet: schriftliche Hausarbeit, Thema und Fragestellung wird individuell verabredet (15-20 Seiten)
Lerninhalte

1.
24.4.20 Typisch barock!                         
Matthäuspassion in Leipzig (1727), Berliner Stadtschloss (1699-1706), das Deckenfresko im barocken Herkulessaal des Gartenpalais Liechtenstein in Wien von Andrea Pozzo aus Trient „Taten des Herkules und seine Apotheose” (1704-1708) - Annäherung an eine alte Zeit und ihre Klangwelt im Raum, auf spezifischen Instrumenten, in polyphoner Satzstruktur
Power Point Präsentation (PPP) zur Einführung

2.
8.5.20 Gattungsvielfalt, Themenvielfalt, Klangvielfalt  
Concerto grosso, Kantate, Oratorium, Suite, Fuge, Sonate, Pasticci /
”Carpe diem”, ”Memento mori”/
Alte Instrumente, Generalbass und typische Besetzungen
Aufgaben:
Erläuterung zur Spezifik einer Gattung
Vorstellung einzelner Instrumente mit Bild und kurzem Klangbeispiel
Affektenlehre
Musik und Raum

3.
15.5.20 Die sechs Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach
PPP mit Klangbeispielen zur Aufführungspraxis
Aufgaben:
Besonderheiten des 6. Konzertes
Interpretationsvergleich auf alten und neuen Instrumenten

4.
22.5.20 Vom Stadtpfeifer zum Hofmusiker der Vorklassik
Musiker der Dresdner Hofkapelle von August dem Starken wechseln nach Ruppin, Rheinsberg und Berlin, bereit zum Experiment bei einem jungen, Flöte spielenden Prinzen
PPP zur Einführung in die Vorklassik
Aufgaben:
Ausbildung zum Stadtpfeifer
Funktionen der Stadtpfeifer
Kapellbesetzungen
Funktion der Hofkapelle
Ideen der Aufklärung bei Voltaire, Briefwechsel Rheinsberg

5.
29.5.20 Conclusio: Forschungsthemen, Vergleiche, Weiterentwicklungen

6.
5.6.20  Ein „Komponist” wird König
Musikalische Möglichkeiten in Berlin und Potsdam zwischen Absolutismus und Aufklärung -„Ich bin Komponist geworden und habe soeben mein zweites Konzert vollendet. Es ist ganz leidlich.” (Brief Friedrichs an Wilhelmine von Bayreuth vom 8. Dezember 1732)
PPP Friedrich II. als Musiker
Aufgaben
Virtueller Rundgang durch Schloss Sanssouci in Potsdam
Musiker der Hofkapelle als Komponisten
Beschreibungen zum Musikgeschmack und zur Aufführungspraxis in den Jugendbriefen der Geschwister,  Friedrich der Große und Wilhelmine von Bayreuth 1728-1740
Der vermischte Stil - italienischer und französischer „Stil” in der Diskussion bei Johann Georg Pisendel, Johann Joachim Quantz und Carl Philipp Emanuel Bach
 .
7.
12.6.20 Notenurtextausgabe
Nur ein Drittel des Gesamtwerkes von Quantz ist bekannt, zahlreiche Kompositionen der Hofmusiker werden erst heute wiederentdeckt. Am Beispiel von Notenhandschriften werden editorische Probleme der Urtext-Herausgabe untersucht und aufführungspraktische Möglichkeiten mit historischen Instrumenten erörtert.
Aufgaben:
Computer-Abschrift eines Satzes (Kammermusikbesetzung) aus einer historischen Kopie
Interpretation eines aufführungspraktischen Aspekts aus einem Lehrwerk
   Leopold Mozart
   Carl Philipp Emanuel Bach
   Johann Joachim Quantz
   Tosi/Agricola
   Muzio Clementi

8.
19.6.20 Opern von Attilio Ariosti bei Sophie Charlotte, Hasse und Graun an der Königlichen Oper in Berlin
PPP zur Entstehung des Opernbetriebes in Berlin
Aufgaben:
Virtueller Rundgang durch Schloss Charlottenhof Berlin
Virtueller Rundgang durch die Staatsoper Unter den Linden, ehemalige Königliche Oper
Hasse und Händel – musikalische Gründe der Rivalität
Von der Arie zur Opernszene – Hasses „Die kluge Bäuerin”
Montezuma von Carl Heinrich Graun – Stoff, Opernform, Charakter einer Arie
Agricola bei Friedrich II.
Francesco Algarottis – Aufklärung im Theater

9.
26.6.20 „Für Kenner und Liebhaber”            
Die Sechs Sammlungen von Sonaten, freien Fantasien und Rondos von Carl Philipp Emanuel Bach (Berlin/Potsdam/Hamburg)
Aufgaben:
Analyse einer ausgewählten Komposition
Bedeutung Bachs für die Klassik – Überlieferungen:
Joseph Haydn:„ Wer mich gründlich kennt, der muss finden, dass ich dem Emanuel Bach sehr vieles verdanke, dass ich ihn verstanden und fleißig studiert habe.”
Wolfgang Amadeus Mozart: „Er (Emanuel Bach) ist der Vater; wir sind die Bubn. Wer von uns was Rechts kann, hats von ihm gelernt.”
Ludwig Van Beethoven: „Von Emanuel Bachs Klavierwerken habe ich nur einige Sachen, und doch müssen einige jedem wahren Künstler gewiss nicht allein zum hohen Genuss, sondern auch zum Studium dienen.” (vgl. Otto Vrieslander: Philipp Emanuel Bach, München1922, Vorwort  S. VII.)
 
10.
3.7.20 Rückblick: „´s is Berlinerblau! s`verschießt”
Thema und erste Improvisation zum „Musikalischen Opfer” von Johann Sebastian Bach im Stadtschloss Potsdam, heute Landtag Brandenburg
Aufgaben:
Intervall-Analyse des „Königlichen Themas”
Analyse einer ausgewählten Verarbeitung unter dem Aspekt der bereits fortgeschrittenen Vorklassik
 
11.
10.7.20 „...so erregte Mannheim die Bewunderung der Welt durch Mannigfähigkeit” (Christian Friedrich Daniel Schubart)
Johann Stamitz und die Mannheimer Schule – neu oder alles schon da
Aufgaben:
Die Mannheimer Schule in der Reflexion ihrer Zeitgenossen (Schubart, Burney u.a.)

12.
10.7.20 Mozart und Klassik
Seine frühen Sinfonien von 1771 und sein Aufenthalt in Mannheim 1777/78
Aufgaben:
Aufführungspraxis und Interpretationsvergleich
Kompositionen der Vorklassik auf historischen Instrumenten – die Vor- und Nachteile

13.
17.7.20 Conclusio: Forschungsthemen, Vergleiche, Weiterentwicklungen


Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2020 , Aktuelles Semester: SoSe 2024