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Der utopische Frühsozialismus des 19. Jahrhunderts: Ein Erkundungsgang durch ein Kapitel der französischen Philosophie der Moderne - Einzelansicht
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Veranstaltungsart
Seminar
Veranstaltungsnummer
SWS
2
Semester
SoSe 2020
Einrichtung
Institut für Philosophie
Sprache
deutsch
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Kommentar
Belegungsfrist
20.04.2020 - 10.05.2020
Belegung über PULS
Gruppe 1:
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Tag
Zeit
Rhythmus
Dauer
Raum
Lehrperson
Ausfall-/Ausweichtermine
Max. Teilnehmer/-innen
Seminar
Mi
18:00 bis 20:00
wöchentlich
22.04.2020 bis 22.07.2020
1.11.2.22
Kommentar
Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".
In der französischen Philosophie hat sich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ein eigentümlicher Strom eines utopisch-politischen Denkens hervorgebildet, der zum einen tief in den Erfahrungen der Französischen Revolution und ihres desaströsen Scheiterns verwurzelt ist, zum anderen aber intellektuelle und gesellschaftspraktische Experimente mit ungeahnten politischen Entwürfen und einer neuen Anthropologie gewagt hat. Autorenfiguren wie Henri de Saint-Simon (1760-1825), Prosper Enfantin (1796-1864), Charles Fourier (1772-1837), Pierre-Joseph Proudhon (1809-1865) oder Louis-Auguste Blanqui (1805-1881) sind in dieser Zeit durch Texte hervorgetreten, die eine recht merkwürdige, aber auch produktive Konstellation durchgespielt haben, in der sich Ansätze eines materialistischen Denkens, eines politischen Sozialismus und einer auffallend phantastisch-utopischen Anthropologie miteinander verschränken. Grundsätzlich wird in den „Lehren“ und den oft religiös getönten politischen Radikalismen, die diese Autoren formuliert haben, eine ideengeschichtliche Blütezeit sichtbar, die auf der einen Seite bereits unter dem Eindruck einer „materialistischen Wende“ der praktischen Philosophie im 19. Jahrhundert gestanden hat, auf der anderen Seite aber mit politischen Träumen aufgeladen war, die ein Widerlager gegenüber jedem dogmatischen Parteikommunismus und gegen ein reduktionistisches Verständnis des historischen Materialismus darstellen. Betrachtet man die Geschichte der Rezeption dieser politischen Entwürfe, fällt aus deutschsprachiger Sicht inbesondere der lobende Rückgriff Walter Benjamins auf die genannten Autoren auf, der sie für sein Projekt eines „anthropologischen Materialismus“ fruchtbar zu machen versucht hat unter den Zeitgenossen des 19. Jahrhunderts wiederum war es insbesondere Heinrich Heine, der in einer ambivalenten Einstellung aus Faszination und Erschrecken auf diesen „utopischen Sozialismus“ französischer Prägung reagiert hat. In diesem Kurs werden wir uns das Ziel setzen, den französischen „utopischen Sozialismus“ oder auch „Frühsozialismus“ des 19. Jahrhunderts historisch und systematisch zu rekonstruieren. Dieses Anliegen beginnt mit einer Verortung der Positionen in den geschichtlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen in Frankreich im frühen 19. Jhdt. (Französische Revolution von 1789, Julirevolution 1830 usw.). Welche Rolle haben diese Entwürfe in ihrer Spannung zu den orthodoxen Materialismen ihrer Zeit gespielt? Enthalten diesen Denkversuche – und die Experimente zu einer gesellschaftlichen Praxis, die sie losgetreten haben – Einsichten und Perspektiven, an die wir heute im 21. Jahrhundert noch oder wieder sinnvoll anknüpfen können? Liegt in den imaginären bis phantastischen Elementen, die sich in diesen Theorien Bahn brechen, womöglich eine innovative Kraft, um die politischen und sozialen Praktiken des modernen Menschen zu verstehen – oder doch eher der Abgrund eines utopischen Totalitarismus, dem das 19. Jahrhundert zu recht einen „wissenschaftlichen“ Materialismus entgegengesetzt hat?
Literatur
Walter Benjamin: Das Passagen-Werk. In: Gesammelte Schriften. Band V in zwei Teilbänden herausgegeben von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, unter Mitwirkung von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 1982. Louis-Auguste Blanqui, Die Ewigkeit durch die Gestirne. Wien: Bahoe Books 2017 Pierre-Joseph Proudhon, Theorie des Eigentums (1866). Kiel: Verlag für Sozialökonomie 2010. Rütger Schäfer (Hrsg.), Saint-Simonistische Texte : Abhandlungen von Saint-Simon, Bazard, Blanqui, Buchez, Carnot, Comte, Enfantin, Leroux, Rodrigues, Thierry und Anderen in zeitgenössischen Übersetzungen (2 Bände) Henri de Saint-Simon, Ausgewählte Schriften. Hrsg. Lola Zahn, Übers. Lola Zahn. Berlin 1977. (daraus insb.: „Das Neue Christentum“, 1825)
Leistungsnachweis
Essay im Umfang von 5 Seiten.
Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2020 , Aktuelles Semester: SoSe 2024
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