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Foto: Matthias Friel

Transformation des europäischen Judentums (1750-1933) - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester WiSe 2020/21
Einrichtung Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 19.10.2020 - 30.11.2020

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Do 10:00 bis 12:00 wöchentlich 05.11.2020 bis 11.02.2021  Online.Veranstaltung Prof. Dr. Schapkow 24.12.2020: Akademische Weihnachtsferien
31.12.2020: Akademische Weihnachtsferien
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Kommentar Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".

Die Jahre von 1750 bis 1933 zeichneten sich durch gravierende Umgestaltungen in Europa aus. Diese beeinflussten das Wirtschaftsleben, das politische und gesellschaftliche Leben und kulminierten im Verlauf des 19. Jahrhunderts in der Ausprägung von nationalstaatlichen Kulturen. Der Hintergrund für diesen Prozess war die Aufklärung. Dabei sollten sich auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Juden in den unterschiedlichen europäischen Ländern im Verlauf des späten 18. und 19. Jahrhunderts ändern und ihnen im Westen und der Mitte Europas Staatsbürgerrechte verliehen werden. Der Prozess der Emanzipation der Juden basierte auf der Vorstellung, sobald ihnen die Rechte und Pflichten von Staatsbürgern zugefallen seien, würde dies auch die Barrieren zwischen Juden und Christen einreißen und Juden sich als Franzosen, Engländer und Deutsche jüdischen Glaubens verstehen. Die jüdische Aufklärung, die Haskalah, diskutierte die im Anschluss an Christian Wilhelm von Dohm angeregten Möglichkeiten nach einer „Verbesserung der Juden“, um sie zum integrierten Bestandteil der europäischen Staaten und ihrer Kulturen werden zu lassen. Als eine Konsequenz daraus veränderten sich auch deren Lebensentwürfe. Am Abschluss des Zeitalters der Emanzipation der Juden waren sie im Westen Europas mit Staatsbürgerrechten ausgestattet. Dennoch standen auch die Jahre nach der erfolgten bürgerlichen Gleichstellung weiterhin unter dem Vorzeichen eines Strebens nach Integration und gegen Ausgrenzung und Antisemitismus.
Die Bestrebungen nach Integration verliefen im Westen Europas anders als im Osten. Insbesondere in Osteuropa wurden die Juden als Volk verstanden und die jüdische Kultur der Juden Osteuropas nahm äußere Faktoren der Einflussnahme auf ihre traditionellen Lebensweisen vergleichsweise weniger auf als die im Westen Europas. Zudem wurden in Osteuropa Juden im geringeren Maße von den Eliten der Mehrheitsgesellschaft aufgefordert, sich bürgerlich zu verbessern um am Abschluss dieses Prozesses gleichberechtigt integriert zu sein. Erst mit dem Zerfall des Russländischen Reiches wurden die Juden hier von ihrem Sonderstatus befreit.
Die Funktion von Sprache nahm innerhalb dieser Überlegungen nach einer Umgestaltung oder Transformation des Judentums eine zentrale Bedeutung ein. Die jüdischen Gesellschaften in Osteuropa orientierten sich in ihrer Mehrheit weniger ausschließlich an den modernen, „aufgeklärten“ Sprachen wie beispielsweise der deutschen Sprache, der sogar die Funktion einer universalen Sprache zukam. Sie behielten das Jiddische bei und wurden dafür auch von den jüdischen Aufklärern kritisiert.
Das Seminar geht den Ambivalenzen dieses Prozesses nach, da es keine einheitlich verlaufende Umgestaltung oder Transformation eines traditionellen Judentums in ein eher säkularisiertes und individualisiertes Verständnis von Judentum und jüdischer Identität gegeben hat. Vielmehr stand die Vielseitig, ja Hybridität von Identitätsentwürfen mit unterschiedlichen Formen von Zugehörigkeit in einem Spannungsverhältnis zueinander. An zentralen Texten aus unterschiedlichen Genres, die auch die Autobiographie und novellistisches Schreiben von Frauen und Männern mit einbeziehen, wird dies im Seminar mit der Ausrichtung auf unterschiedliche Länder und Judenheiten unter ausdrücklicher Berücksichtigung von Aspekten wie Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie der Ausbildung einer modernen jüdischen Identität vorgenommen.
Literatur David Sorkin: Jewish Emancipation. A History Across Five Centuries. Princeton: Princeton University Press 2019. (ca. 35 Euro, bitte käuflich erwerben)
Alle anderen Texte werden auf Moodle zur Verfügung gestellt.
Leistungsnachweis

3 LP (unbenotet): Referat und wöchentliche Einträge im Lerntagebuch von ca. 1. Seite

3 LP (benotet): Schriftliche Hausarbeit (13-15 Seiten)

6 LP (benotet): Referat und wöchentliche Einträge im Lerntagebuch von ca. 1. Seite und Schriftliche Hausarbeit (13-15 Seiten)


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester WiSe 2020/21 , Aktuelles Semester: SoSe 2024