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Foto: Matthias Friel
Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".Heidegger zufolge ging es in seinem Philosophieren beziehungsweise Denken letztlich immer nur um eine Frage: nämlich um die Frage nach dem Sein. Was genau mit dieser Frage eigentlich gemeint ist, bleibt die entscheindende Frage für alle Heideggerinterpreten_innen. Klar ist allerdings, dass Heidegger einige Jahre nach der Veröffentlichung von "Sein und Zeit" seine Herangehensweise an die Bearbeitung der Seinsfrage änderte. Anstatt den Weg einer vertiefenden Analyse des (menschlichen) Daseins weiter zu bestreiten, wendete sich Heidegger vor allem dem Zusammenhang von Sein und Wahrheit zu. Dabei kritisierte er die Ausrichtung traditioneller Wahrheitstheorien an Satz, Urteil und Proposition und erläuterte die sogenannte "ursprüngliche Wahrheit" als eine Unverborgenheit, die geschehen müsse, damit überhaupt irgendetwas erscheinen könne. Dieses Wahrheitsverständnis diskutierte er spätestens ab Mitte der dreißiger Jahr im Zusammenhang mit seinem Ereignisbegriff und vor dem Hintergund seines seinsgeschichtlichen Denkens. Im Kontext dieses Denkens spielte schließlich auch ein bestimmtes Verständnis dessen, was ein Ding ist, eine wichtige Rolle. In diesem Seminar sollen daher die Begriffe Wahrheit, Ding und Ereignis im Rahmen von Heideggers späterem Denken gemeinsam diskutiert werden. Dabei wird uns besonders interessieren, ob Heideggers Erläuterung und Verknüpfung dieser Begriffe nicht notwendigerweise zu einer Aufgabe des Wahrheitsbegriffes (Tugendhat), einem Irrationalismus und einem "seinsgeschichtlichen Fatalismus" (Habermas) führen muss. Außerdem werden wir diskutieren, inwiefern Heideggers Denken gegen seine eigenen antimodernen, antidemokratischen und autoritären Impulse kritisch gewendet werden und zur Entwicklung eines freien, antitotalitären, dialogischen, toleranten und friedlichen Denkens beitragen kann.
Einen guten Einstieg in Heideggers späteres Denken bieten seine Schriften zur Kunst. Wir beginnen daher mit dem Aufsatz "Der Ursprung des Kunstwerks" von 1936, besprechen dann einige Texte zum Begriff der Wahrheit aus den frühen dreißiger Jahren, die ersten Kapitel seiner "Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis)" und schließen mit den Aufsätzen "Das Ding" "Bauen, Wohnen, Denken" und "Dichterisch wohnet der Mensch" aus den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren. Eine bereits bestehende Bekanntschaft mit "Sein und Zeit" ist ein Vorteil aber keine notwendige Bedingung für die Teilnahme am Seminar.
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