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Foto: Matthias Friel
Germaine de Staëls Roman Corinne ou l’Italie (1807) erfreut sich bei seinem Erscheinen in Europa größter Beliebtheit und wird zu einem Bestseller. Gleichzeitig ist der Roman von Beginn an durch ein enges Verständnis von Literaturkritik und eine Skepsis gegenüber einer Frau als Schriftstellerin mit Vorurteilen belastet. Erst seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ist der Roman in seiner Bedeutung von der Literaturwissenschaft wirklich entdeckt worden und zu einem international beachteten Gegenstand der Forschung avanciert.
Corinne ou l’Italie ist auf mehreren Ebenen lesbar: als ein Reisebericht, als eine Liebesgeschichte, als eine hymnische Zelebration von Italien. Die Liebesgeschichte beseelt auf unverwechselbare Weise sowohl Landschaften als auch Sehenswürdigkeiten Italiens, indem der Blick der (glücklichen, enttäuschten und trauernden) Liebenden auf ihnen ruht. Madame de Staël weist sich mit dieser Beseelung der Orte durch das Gefühl als Kennerin Goethes aus, in dessen Fußstapfen sie tritt.
Der Roman konstituiert sich aus dem Mythos Italien, der mit der Figur der Corinne geschaffen wird. Darüber hinaus hat er den dokumentarischen Charakter einer Italienreise. Dabei tritt die Anknüpfung Staëls an den Geist der griechischen Antike im Sinne von Johann Joachim Winckelmann deutlich zum Vorschein.
Wir untersuchen den Roman im Laufe des Seminars unter den genannten Aspekten aber auch hinsichtlich der in Deutschland von Friedrich Schlegel entwickelten frühromantischen Romanpoetik: der Universalpoesie, die für das Verständnis des Romans grundlegend ist.
Madame de Staël, Corinne ou l’Italie, Édition de Simone Balayé. Paris : Gallimard, 1985 (Folio Classique).
Madame de Staël, Corinna oder Italien. München: Winkler (Übersetzung von Dorothea Schlegel).
Das Seminar findet wöchentlich in Form von gemeinsamen Lektüresitzungen über Zoom statt. Sekundärtexte werden über Moodle bereitgestellt. Die Zugangsdaten werden nach Anmeldung rechtzeitig zu Beginn des Semesters per Rundmail kommuniziert.
Aktive Teilnahme und Testat: Kurzreferat (15 min.)
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