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Foto: Matthias Friel

Sefer Jezira - Buch der Schöpfung aus den Buchstaben - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar/Übung Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2021
Einrichtung Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 06.04.2021 - 10.05.2021

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar/Übung Do 10:00 bis 12:00 wöchentlich 15.04.2021 bis 22.07.2021  Online.Veranstaltung Prof. Dr. Schulte  
Kommentar Für weitere Informationen zum Kommentar, zur Literatur und zum Leistungsnachweis klicken Sie bitte oben auf den Link "Kommentar".

Am Anfang war der Buchstabe. Genau geschrieben: die Buchstaben des hebräischen Alphabets. Das Buch Jezira, hebräisch „Sefer Jezira“, beschreibt die Entstehung der Welt aus den Buchstaben dieses Alphabets. Es gibt keine Welt vor oder über oder ohne diese Buchstaben, keine Kosmogonie oder Schöpfung „avant la lettre“. So etwas wie „Welt“ existiert erst nach und in Kraft der hebräischen Buchstabenschrift. Denn diese Buchstaben sind in der Schrift aller Schriften, der Tora, enthalten. Tora ist heilige Schrift in hebräischen Buchstaben. Laut rabbinischer Tradition existierte die himmlische Tora schon bei Gott, noch bevor dieser die Welt schuf. Und das Sefer Jezira beschreibt genau diesen Prozeß der Erschaffung und Formung der Welt durch die Buchstaben der Tora.

Entstanden irgendwann zwischen dem dritten und dem zehnten Jahrhundert vermutlich in Palästina, repräsentiert das Sefer Jezira ein spezifisch jüdisches Denken und Selbstverständnis gegenüber Sprache und Schrift, welches sich sowohl von der christlichen Metaphorik von Geist und Buchstabe als auch von der griechisch-antiken Bevorzugung der Lautsprache gegenüber der Schriftsprache absetzt. Hatte es bei Paulus geheißen, dass der Buchstabe tötet, der Geist aber lebendig macht (2. Kor 3:6), so sehen wir hier ganz früh schon die Umkehrung jenes die gesamte christlich-europäische Kulturgeschichte prägenden Topos: Im Sefer Jezira, deutsch „Buch der Schöpfung“, macht der Buchstabe lebendig und formt die Welt. Die hebräischen Buchstaben der Tora sind nicht nur Ursprung von Sprache und Schrift, sondern zugleich des Seins der Welt.

Dieser Grundgedanke von den Buchstaben der Tora als Quelle des Lebens machte das Sefer Jezira zu einer der wichtigsten Quellen der mittelalterlichen und neuzeitlichen Kabbala, sowie der jüdischen Philosophie. Zugleich ist das Sefer Jezira ein klassisches jüdisches Zeugnis in den Diskussionen um die Priorität von Schriftsprache vs. Lautsprache, Buchstabe vs. Bedeutung, Schrift vs. Sinn, Zeichen vs. Bezeichnetes, welche von der Antike bis zum Poststrukturalismus geführt werden.

Das Seminar wird das Sefer Jezira in einer hebräisch-deutschen Ausgabe mit Kommentar studieren, daneben aber auch kurze Texte von Platon, Paulus, Mendelssohn und Derrida zur Dialektik von Buchstaben und Geist diskutieren. Die Texte werden auf Moodle zur Verfügung gestellt.
Literatur Das Buch Jezira – Sefer Jezira. In der Übersetzung von Johann Friedrich von Meyer hg. v. Eveline Goodman-Thau u. Christoph Schulte, Berlin1993 Sefer Jezira – Buch der Schöpfung, hg. v. Klaus Herrmann, Frankfurt/M. 2008 Sefer Jesira – Das Buch der Schöpfung, hg. v. Lazarus Goldschmidt, Frankfurt/M. 1894, ND Hamburg 2004.
Leistungsnachweis Regelmäßige und kontinuierliche Lektüre, Teilnahme und Mitwirkung bei den wöchentlichen Sitzungen über Zoom, Anlegen eines Arbeitstagebuchs.

Da voraussichtlich auch im SoSe 2021 nur wenige Präsenz-Lehrveranstaltungen auf dem Campus stattfinden können, und weil wir auf diesem Weg auch KommilitonInnen, welche im Home Office arbeiten, Kinder betreuen, zu einer Risikogruppe gehören, leicht erkrankt oder in Quarantäne sind, die Teilnahme ermöglichen können, wird dieses BA-Seminar als online-Lehrveranstaltung konzipiert und strukturiert.

Unser BA-Seminar wird im Verlauf des SoSe das Sefer Jezira und die anderen, oben genannten Autoren Woche für Woche in vorab von mir definierten Kapiteln und Textabschnitten durcharbeiten. Sie müssen diese Textabschnitte wöchentlich allein und zu Hause lesen, übersetzen, analysieren, und sich die zentralen Argumentationsschritte notieren.

Dazu legen Sie sich, falls Sie das nicht bereits tun, ein elektronisches Arbeitsjournal oder –Tagebuch an, indem sie kurz auf 1-2 Seiten den gelesenen Text zusammenfassen, seine Hauptthesen und –Argumente auflisten und Ihre persönlichen Fragen, Eindrücke und Einwände notieren.

Einmal in der Woche zur Seminarzeit werden wir uns zu einer Videokonferenz über Zoom zusammenschalten, und wir werden Ihre Auszüge und Eindrücke von den gelesenen Quellentexten vortragen, austauschen und diskutieren. Den Zoom-link teile ich allen Seminarteilnehmern per Email mit.

Zoom eignet sich für Diskussionen, aber nicht für lange Referate und Monologe. Deshalb soll in unserem BA-Seminar die Leistungsanforderung sein, dass Sie nach unseren Zoom-Diskussionen in Ihrem elektronischen Arbeitsjournal den jeweils in der Woche gelesenen und diskutierten Textabschnitt für sich noch einmal auf 1-2 Seiten zusammenfassen, und so Woche für Woche, Abschnitt für Abschnitt, Text für Textl zu einer durchgängigen, eigenständigen Gesamtinterpretation des Werks finden. Diese aus den wöchentlichen Einträgen zusammengestellte Gesamtdarstellung schicken Sie mir bis zum Ende des Semesters per Email als Datei zu.

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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2021 , Aktuelles Semester: SoSe 2024