Zur Seitennavigation oder mit Tastenkombination für den accesskey-Taste und Taste 1 
Zum Seiteninhalt oder mit Tastenkombination für den accesskey und Taste 2 

Foto: Matthias Friel

Erleben und Erinnern – Lücken und Tücken - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2021
Einrichtung Institut für Romanistik   Sprache deutsch
Weitere Links Kommentar
Belegungsfrist 06.04.2021 - 10.05.2021

Belegpflicht
Gruppe 1:
     jetzt belegen / abmelden
    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Di 10:00 bis 14:00 14-täglich 20.04.2021 bis 13.07.2021  Online.Veranstaltung Prof. Dr. Kimminich  
Kommentar

Erinnerungen sind für Individuum und Gesellschaft konstitutiv. Sie prägen kollektive Welt- und Menschenbilder, formen kulturelle, kollektive und individuelle Identitäten und liefern Orientierungsmuster. Die Erinnerung des Individuums beruht einerseits auf der persönlichen biologisch eingeschriebenen Wahrnehmung eines Menschen, andererseits auf eben dem, was ihm in seiner Sozialisation über die Vergangenheit seiner kulturellen Gemeinschaft und sozialen Gruppe(n) vermittelt wird. Das individuelle Gedächtnis besteht folglich aus inkorporierten und erlernten Anteilen, die sich überlagern.

Die gesellschaftlich institutionalisierte Erinnerung hingegen basiert auf einer Auswahl von Ereignissen und Personen, die anhand von Geschichten, mit Hilfe von Orten, Denkmälern oder Gegenständen bewahrt und vergegenwärtigt werden und daher im zentralkulturellen Mittelpunkt der Semiosphäre stehen. Die durch die Auswahl anfallenden „Lücken” beruhen auf den Akzentsetzungen derjenigen, die über das Erinnerungswissen einer Gesellschaft entscheiden.

Diese Lücken wurden und werden in demokratischen Gesellschaften durchaus aufgearbeitet. So hat die Mentalitätengeschichte seit den 1930er Jahren einen Wandel eingeleitet und dafür gesorgt, dass einerseits der bis dato kaum berücksichtigte Lebensalltag der so bezeichneten „kleinen Leute” und ihr Anteil an der „offiziellen Geschichte” aufgearbeitet und dokumentiert wurde und wird. Zeitzeugen spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie Objekte, die von etwas „zeugen”. Anderseits rückten dabei Orientierungsmuster und Einstellungen zum Aufbau sozialer Strukturen als Prägungen in den Mittelpunkt, die sich v.a. aus dem Handeln der Menschen selbst erschließen lassen.

Die meisten Erinnerungslücken sind in der Darstellung der nationalen Gedächtnisse zu finden. Sie betreffen das, was eine Nation im Hinblick auf ihre moralischen Werte als „unrühmlich” erscheinen lassen kann. Vor dem Hintergrund des Zusammenspiels der Gedächtnistypen und ihrem Einfluss auf individuelles wie kollektives Wahrnehmen und Handeln werden wir uns einerseits mit den offiziellen (zentralen), semioffiziellen und inoffiziellen (peripheren) Formen der Aufarbeitung von „Lücken” befassen sowie mit den jeweils dabei eingesetzten Medien. Anderseits werden wir uns auch mit den „Tücken” einer multiperspektivischen und multimedialen Darstellung auseinandersetzen müssen. Zu Gast sein wird zum einen Karl Rössel, der gemeinsam mit anderen Journalist*innen eine beispiellose Aufarbeitung der Schicksale der an den beiden Weltkriegen beteiligten Soldaten aus den Kolonien geleistet hat und insofern eine Vorreiterrolle für die aktuellen Diskussionen sowohl der Geschichtsaufarbeitung und ihrer musealen Darstellbarkeit einnimmt. Zum anderen werden wir uns gemeinsam mit zwei für das Haus für Brandenburg-preußische Geschichte praktizierenden Studentinnen mit der möglichen Darstellbarkeit der an bestimmte Objekte geknüpften persönlichen Geschichten befassen. Ein weiterer Themenschwerpunkt bilden mediale und ästhetische Verfahrensweisen, die wie in Argentinien Kontra(re)präsentationen für das erzwungene Verschwinden der Folteropfer entwickelt wurden.


Strukturbaum
Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2021 , Aktuelles Semester: SoSe 2024