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Foto: Matthias Friel
Das Konzept von Aristoteles‘ Metaphysik ist etwa zweitausend Jahre lang ein wichtiger Bezugspunkt der europäischen philosophischen Tradition. Die Aristotelische Metaphysik ist zugleich das erste fachphilosophische Buch der Antike, das vollständig überliefert ist. In ihr wird erstmals das Konzept einer Theoretischen Philosophie und deren Zuständigkeitsbereich begründet.
Was genau ist eigentlich theoretische Philosophie? Ist Philosophie nicht ohnehin eine theoretische Disziplin, die sich mit allgemeinen Aussagen, Gegenständen und Begriffen befaßt? Wenn wir unsere Überlegungen so formulieren, nutzen wir bereits eine Konzeptualisierung, die auch Aristoteles beschäftigt. Wie hängen allgemeine Aussagen, Gegenstände und Begriffe mit den Concreta unserer Umgebung zusammen? Gehört das Allgemeine zu unserer erfahrbaren Welt, oder nur in unser Denken über sie? Wie stellt es sich für das Alltagsbewußtsein dar, wie für die fachliche Expertise, wie für den praktisch Tätigen und wie für eine systematische Suche nach Gesetzmäßigkeiten? Aristoteles zeigt, daß solche Fragen wissenstheoretischen Charakter haben, aber zugleich die Beschaffenheit unserer Seinswelt betreffen. Theoretisches Denken fragt nach diesem Zusammenhang.
Das Seminar wird sich diesem Zusammenhang unter dem Aspekt der Verbindung wissens- und erkenntnistheoretischer mit ontologischen Fragestellungen innerhalb der theoretischen Philosophie zuwenden. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Aristoteles‘ Konzept einer erfahrungszugewandten Metaphysik Ausgangspunkt ist der Erfahrungsbegriff, den Aristoteles am Einstieg in die Metaphysik entwickelt.
Im weiteren befassen wir uns in unserem Seminar anhand des Textes der ‘Metaphysik‘ und weiterführender Literatur mit Aristoteles‘ allgemeiner Seinslehre und ihrer Transformation zur Substanzontologie. In den Blick nehmen wir dabei auch die Einbindung der Dimension von Zeitlichkeit innerhalb der Ontologie. Insoweit bietet der Kurs zugleich eine Einführung in die Grundlagen der Ontologie und Metaphysik. Auch als Einführung in die Philosophie der Antike ist er geeignet.
Der Kurs findet als Präsenzveranstaltung statt.
Zum Bestehen des Kurses erforderlich ist regelmäßige aktive Teilnahme (vorbereitende Textlektüre für die einzelnen Kurstermine), die schriftliche Beantwortung von drei Lernfragen am Semesterende sowie ein Essay im Umfang von 5 Textseiten.
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