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Foto: Matthias Friel
Die These von der Unübersetzbarkeit literarischer Texte im Allgemeinen und lyrischer Texte im Besonderen zieht sich durch eine Vielzahl übersetzungskritischer und übersetzungstheoretischer Überlegungen. Allerdings bildet sie häufig nur den Ausgangspunkt (Schlegel, Jakobson, Eco), um eine kreative Übersetzungsarbeit einzufordern: Einen bewussten Umgang mit der Differenz, was bedeutet, weder Unterschiede zu verabsolutieren noch das Fremde einzuebnen.
Die Texte des polnisch-jüdischen Autors Julian Tuwim (1894-1953) treffen recht schnell auf die Etikettierung der Unübersetzbarkeit. Zum einen resultiert dies aus referentiellen, also lebensweltlichen Verschiedenheiten, denn Tuwims Lyrik spielt beispielsweise häufig auf politische Ereignisse und Personen der Zwischenkriegszeit in Polen an. Zum anderen befördert die sprachkünstlerische Verfasstheit seiner lyrischen Texte den Eindruck der „Inkommensurabilität“, der vor allem durch Experimente mit Lautlichkeit und Rhythmus sowie mit Mehrsprachigkeit (Sprachmischung) in Tuwims Texten entsteht. Der Fokus des Seminars wird auf diesen Aspekten Tuwim’scher Lyrik und deren Übersetzung liegen, begleitet von Diskussionen ausgewählter übersetzungstheoretischer Texte, kultureller Kontexte und poetologischer Reflexionen des Autors selbst.
Matywiecki, Piotr: Twarz Tuwima, Warszawa 2007.
Buschmann, Albrecht (Hg.): Gutes Übersetzen, Berlin/Boston 2015.
Knott, Marie Luise; Witte, Georg (Hg.): Mit anderen Worten: Zur Poetik der Übersetzung, Berlin 2014.
Leupold, Gabriele; Raabe Katharina (Hg.): In Ketten tanzen, Göttingen 2008.
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