PULS
Foto: Matthias Friel
Das Seminar nimmt sich eine prinzipielle Perspektivverschiebung vor: während in der Soziologie gemeinhin das soziale Handeln im Mittelpunkt steht – was tun Menschen? Was sagen sie? Wie sprechen sie? – soll im Mittelpunkt gerade das Nicht-Handeln, das Nicht-Sprechen, das Nicht-Sagbare stehen. Worüber schweigt die Gesellschaft? Was gilt als unsagbar? Welche Bereiche und Themen werden in ein Außen der Gesellschaft verlagert, wie gelingen diese Grenzziehungsprozesse, und was erzählen die Grenzen des Sagbaren über gesellschaftliches Selbstverständnis?
Zur Diskussion dieser Fragen soll der Begriff des Tabus soziologisch fruchtbar gemacht werden. Dazu wird in einem ersten Teil die Geschichte des Begriffs von der Kolonialzeit über die Psychoanalyse bis zur modernen Ethnologie, Anthropologie und Soziologie nachvollzogen. Im zweiten Teil soll eine soziologische Konzeptualisierung von Tabu und Tabuisierung anschließen. Zentrale Fragestellungen sind dabei: welche Macht- und Herrschaftsverhältnisse wirken in der Errichtung, Aufrechterhaltung und Überschreitung von Tabus? Welche institutionalisierten Formen der (Ent-)Tabuisierung gibt es? Welche Bereiche, Themen, Objekte, Personen werden wann von wem wie zum Tabu erklärt? Und welche Tabus kennen wir – die Seminarteilnehmer*innen – eigentlich? Ausgehend von Interessen können die konkreten Inhalte und Schwerpunkte des zweiten Teils von den Teilnehmer*innen selbst ausgewählt werden.
Benoteter Leistungsnachweis (Modulprüfung) ist eine Hausarbeit im Umfang von ca. 10-15 Seiten.
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