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Foto: Matthias Friel

PaRDeS - die Formel der jüdischen Hermeneutik im Horizont der allgemeinen Hermeneutik - Einzelansicht

Veranstaltungsart Oberseminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2022
Einrichtung Institut für Jüdische Theologie   Sprache deutsch
Belegungsfrist 01.04.2022 - 10.05.2022

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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Oberseminar Mi 16:00 bis 18:00 wöchentlich 20.04.2022 bis 27.07.2022  1.22.0.38 Prof. Dr. Krochmalnik  
Kommentar

Die rabbinische Hermeneutik ist regelgeleitet. Es gibt mehrere Aufzählungen der rabbinischen Regeln der Schriftauslegung: die 7 Regeln des Hillel; die 13 Regeln des R. Jischmael, d. s. die berühmten Schlosch Essre Middot HaTora Nidreschet Bahen, die im Gebetbuch stehen; die 32 Regeln des Rabbi Elieser ben R. Jose HaGlili. Im Laufe der Zeit sind weitere Aufzählungen dazugekommen, z. B. die 73 Regeln des R. Elasar von Worms (Sefer HaChochma) und die 613 (sic!) Regeln des R. Meir Leibusch Malbim (Ajelet HaSchachar, Einl. z. Lev.-Kom.).
Zur Berühmtheit hat es die kabbalistische Formel PaRDeS gebracht, ein Kürzel aus den Anfangsbuchstaben der hermeneutischen Termini: Pschat (Literalsinn), Remes (Angedeuteter Sinn), Drasch (Gesuchter Sinn), Sod (Geheimsinn). Die Formel kam zwar erst mit dem Buch Sohar auf und reagiert auf die viel ältere christliche Lehre vom vierfachen Schriftsinn, aber sie wurde von Moses Mendelssohn bis heute zum Aushängeschild der jüdischen Hermeneutik.
PaRDeS wird als Schlichtungsformel im Streit der Interpretationen aufgefasst, mit ihr soll das relative Recht der Auslegungsmethoden der Grammatiker, der Allegoriker, der Prediger und Gesetzesausleger und vor allem der Esoteriker eingeräumt werden. Ihr exegetischer Wert wird aber gering veranschlagt. Man geht in der Regel davon aus, dass die tieferen Sinne dem ersten Sinn, dem Buchstaben der Schrift nur aufgepfropft werden, etwa im Sinn von Nietzsches Bemerkung in der 2. Abhandlung seiner Genealogie der Moral, dass „etwas Vorhandenes, irgendwie Zu-Stande-Gekommenes immer wieder von einer ihm überlegenen Macht auf neue Ansichten ausgelegt, neu in Beschlag genommen, zu einem neuen Nutzen umgebildet und umgerichtet wird“, dass das Neu-Interpretieren „ein Zurechtmachen ist, bei dem der bisherige ‚Sinn‘ und ‚Zweck‘ nothwendig verdunkelt und ganz ausgelöscht werden muss.“ (Nr. 12). Demgegenüber soll im Seminar die Schriftgemäßheit des PaRDeS dargetan werden. Es soll an einzelnen biblischen Texten und Motiven gezeigt werden, dass er auf mehreren Ebenen artikuliert, dass der PaRDeS wenigstens im Prinzip nicht nur nachträglich hineingelegter, sondern wirklich ausgelegter Sinn ist und seine hermeneutische Berechtigung hat.

 

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Literatur

Dohmen, Christoph, Stemberger, Günter: Hermeneutik der Jüdischen Bibel und des Alten Testaments, Stuttgart 1996.
Grözinger, Karl-Erich: Jüdische Schriftauslegung, in: Paolo Chiarini, H. D. Zimmermann (Hg.), Schrift Sinne. Exegese, Interpretation, Dekonstruktion, Berlin 1994.
Krochmalnik, Daniel: Im Garten der Schrift. Wie Juden die Bibel lesen, Regensburg 2006.
Ders.: Lehre vom vierfachen Schriftsinn im Judentum und Christentum, in: Uwe Gerber, Rudolf Hoberg (Hg.), Sprache und Religion, Darmstadt 2010, S. 61-82.
Ders.: Ez Chajim – Rabbinische Auslegungsmethoden der Heiligen Schrift, in: Bernd Schröder i. a. (Hg.), Buchstabe und Geist. Vom Umgang mit Tora, Bibel und Koran im Religionsunterricht, Religionspädagogische Gespräche, Bd. 6: Heilige Schriften, Berlin 2017, S. 12-37.
Ders.: Die fünf Sinne der Schrift, in: Christoph Dohmen (Hg.), Das Alte Testament und seine Kommentare (AGAT-Tagung 2020), 2021, S. 39-63.
Lubac, Henri de: Exégèse médiévale. Les Quatres sens de l’écriture, Paris (Bd. 1 u. 2) 1959, (Bd 3) 1961 u. (Bd. 4) 1964.
Scholem, Gershom: Der Sinn der Tora in der jüdischen Mystik (1956), in: Die Kabbala und ihre Symbolik, Zürich 1960, S. 80–86.

Leistungsnachweis

Referat

 


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2022 , Aktuelles Semester: SoSe 2024