Brudermord und Brüderlichkeit. Eine narrative Intertheologie der Monotheisten - Einzelansicht

Jenseits von Eden folgt in der Bibel gleich der Brudermord (Gen 4,24). Der Kainismus ist nach der Genesis ein „genetischer“ Defekt des Menschengeschlechts. Die Welt der Genesis ist erfüllt von Geschwisterrivalitäten. Viele hängen mit der biblischen Infragestellung der Seniorität zusammen, Gott unterstützt nicht die herkömmliche Primogenitur! Aber nicht alle Konflikte enden tödlich. Vielmehr zeichnet sich in den Geschichten von Ismael und Isaak, Esau und Jakob, Lea und Rachel, Josef und seine Brüder, eine Fraternität ab, die am Ende stärker ist als der Fratrizid.

Die Väter sind den Monotheisten im Gegensatz zu den Stiftern gemeinsam: Abraham, Ismael, Jakob/Israel sind in ihren Heiligen Schriften Identifikationsfiguren. Oft spiegelt sich in der Rezeption der Vätergeschichten das Verhältnis der Monotheisten zueinander. Umso interessanter ist eine Art Cross-Reading dieser Quellen und ihrer Interpretation. Das soll in diesem Kolloquium zunächst einmal anhand von Genesis 4, der Geschichte von Kain und Abel, geschehen und dann auf die übrigen Vätergeschichten ausgeweitet werden.

Ein aktive mündliche Partizipation der Student:innen ist ausdrücklich erwünscht.

Zoom-Zugangsdaten:

https://uni-potsdam.zoom.us/j/62474389025

Meeting-ID: 624 7438 9025
Kenncode: 97861644

(Wir begnügen uns, auf die traditionellen und die modernen Bibelkommentare von Benno Jacob, Umberto Cassuto, Claus Westermann hinzuweisen, der bibliographische Nachweis erübrigt sich.)

Haddat, Gérard: Le complexe de Caïn. Terrorisme, Hain de l’autre er rivalité fraternelle. Clamecy 2016.
Illies, Joachim (Hrsg.): Brudermord. Zum Mythos von Kain und Abel, München 1975.
Jawdat Said: The Doctrine of the First Son of Adam, o.O. 1964.
Krochmalnik, Daniel: Kain – oder: Über religiöse Gewalt und Judentum: in: S. Grillmayer, E. Müller-Zähringer,
Hans-Georg v. Mutius, Der Kainiterstammbaum in der jüdischen und christlichen Exegese, Hildesheim 1978.
Wyss, Dieter: Kain: Eine Phänomenologie und Psychopathologie des Bösen, Würzburg 1997.

Essay im Umfang von 10.000 Zeichen