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Foto: Matthias Friel
In der mittelhochdeutschen Literatur begegnen gattungsübergreifend Wesen, von denen oft nicht ganz klar ist, was sie eigentlich sind: Es sind oft Wesen, die menschenähnlich sind und sprechen können, aber eine monströse, entstellte und animalische Erscheinung haben: ein auerochsengroßer Schädel mit verfilzten Haaren, futtertrog-großen Ohren und einem Mund mit Eberhauern, der sich von einem Ohr bis zum anderen erstreckt (wie der Waldmensch im 'Iwein') oder Cundrie im 'Parzival', die ähnlich entstellt, aber in den sieben freien Künsten gelehrt und elegant gekleidet ist. Darüber hinaus begegnen in Texten des Mittelalters auch Figuren, die ihre menschliche Gestalt verwandeln können (oder müssen!) wie Werwölfe oder die mit einem Fluch belegte Melusine, die sich immer samstags vom Nabel abwärts in eine Schlange verwandelt. Figuren wie sie sind aber oft alles andere als furchterregend, boshaft oder bedrohlich. Ganz im Gegenteil kann man den Eindruck gewinnen, dass eine ihrer erzählerischen Funktionen darin besteht, Aufmerksamkeit auf das Menschlich-Allzumenschliche ihrer Mitmenschen zu lenken, nämlich das Unvermögen der menschlichen Figuren, adäquat mit diesen Tiermenschen, Mahrten oder Monstren umzugehen. Die Mischwesen der mittelhochdeutschen Literatur regen so eine Diskussion nicht nur über die Frage an, was animalisch oder monströs ist, sondern vor allem die, was eigentlich menschlich ist.
Die Textgrundlage wird über Moodle zur Verfügung gestellt.
GER_BA_018
AM-KIG
automatisch:
SK-Aufbaumodul
Testat:
2 LP: Tafelbild
3 LP: Tafelbild mit schriftlicher Ausarbeitung
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