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Foto: Matthias Friel
Heinrich von Veldekes Eneasroman (entstanden im späten 12. Jahrhundert) gehört zu den wichtigsten Werken der mittelalterlichen Erzählliteratur und gilt als erster höfischer Roman. Erstmals wird außerdem ein zentraler Stoff der Antike – Vergils Aeneis – in deutscher Sprache bearbeitet. Lebhaft und detailliert erzählt dieser Text von Krieg, Verlust und Tod, von Exil und Reichsgründung, von ritterlichen Eroberungen und historischem Auftrag, von leidenschaftlichen Begegnungen und unvermeidlichen Trennungen.
Veldekes Eneasroman eröffnet spannende Einblicke in die zentralen Parameter feudaladliger Selbstdeutung, der Geschichtskonzeption sowie der Auseinandersetzung mit 'heidnischer' Religion und fremden Denkmustern aus Sicht eines christlich geprägten Weltbildes. Von besonderer Bedeutung ist die Aus- und Umgestaltung des antiken Geschichtsepos zum 'Minneroman', wie sie der Eneasroman (und vor ihm schon der altfranzösische Roman d’Eneas) vornimmt. Einen Schwerpunkt des Seminars bilden daher die detailliert ausgearbeiteten Geschlechterbeziehungen und Frauengestalten (Dido, Lavinia sowie die Kriegerkönigin Camilla) im Kontext der Konzeptionen von Freundschaft und Herrschaft, Minne, Liebeskrankheit und Ehe.
Zur Anschaffung: Heinrich von Veldeke: Eneasroman. Nach dem Text von Ludwig Ettmüller ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Dieter Kartschoke. Stuttgart (reclam) 1986.
Teilnahme + Testat: kurze schriftliche Ausarbeitung (5 Seiten), in Gruppenarbeit: Thesenpapier, Handout und Umsetzung einer Seminarpräsentation (90 Minuten)
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