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Foto: Matthias Friel
In ihrem Essay Es gibt nur einziges Menschenrecht von 1949 entfaltet Hannah Arendt das ‚Paradox zeitgenössischer Politik‘. So nennt sie den Widerspruch, dass einerseits alle Menschen unveräußerliche Menschenrechte haben sollen, weil sie Menschen sind; dass andererseits aber tausende Menschen absolut entrechtet wurden, nachdem sie in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts durch die Flucht vor den Nazi-Gräuel zu Staatenlosen geworden waren. Zur Lösung des Paradoxes plädiert sie für ein ‚Recht auf Rechte‘ als einziges Menschenrecht. Im ihrem Buch Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft von 1951 wiederholt sie dieses Plädoyer in dem Kapitel Die Aporien der Menschenrechte. Das Seminar rekonstruiert zunächst die einschlägigen Texte von Hannah Arendt zu den Paradoxien der Menschenrechtsidee. In einem zweiten Seminarteil werden Vorschläge von Pollmann, Lohmann, Menke, Gosepath, Benhabib, Förster und anderen dazu diskutiert, was Arendt mit dem ‚Recht auf Rechte‘ gemeint haben könnte und wie sich ein solches Recht eventuell institutionell etablieren lässt. Ein dritter Seminarteil widmet sich der der aktuellen Frage, inwieweit die von Arendt angemahnten Probleme der Menschenrechtsidee als gelöst gelten können angesichts der sogenannten ‚Flüchtlingskrise‘ von 2015 und angesichts der Tatsache, dass in naher Zukunft noch viele Menschen wegen Krieg, Klimawandel und/oder Hunger ihre Heimat verlassen werden.
Arendt, Hannah: The Origins of Totaltarianism. New York (Harcourt Brace Jovanowich) 1951. Dt. Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Übers. H. Arendt. Frankurt a.M. 1955. Zit. dt. München/ Zürich (Pieper) 1986/ 21991.Ansonsten: Moodle
Thesenpapier (ca. 1 Seite) zur Leitung von zwei oder drei Seminar-Diskussionen nach dem Vorbild der Sektionsleitung bei philosophischen Tagungen.
Aufbau Thesenpapier: 1. Bibliographische Angaben 2. Leitende Frage 3. Knappe Textrekonstruktion nach Abschnitten gegliedert. 4. Kritische Nachfragen bzw. Einwände.
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