PULS
Foto: Matthias Friel
Die Geschichte der Europäischen Union wird häufig als eine Erfolgsgeschichte erzählt. Demnach überwanden die ehemals verfeindeten Staaten Europas nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs den Nationalismus, indem sie supranationale Institutionen gründeten, mit deren Hilfe sie Wohlstand und Frieden in Europa sicherten. Diese Erzählung ist nicht falsch, lässt jedoch außer Acht, dass es nicht erst seit dem Brexit Vorbehalte gegenüber der europäischen Einigung gab, die mitunter in eine fundamentale Ablehnung des Einigungsprojekts umschlugen. Das Spektrum dieses Euroskeptizismus war breit. Es reichte von dem Vorwurf politisch rechter Kräfte, die europäische Einigung ziele darauf ab, die Nationen in Europa abzuschaffen, über eine linke Fundamentalkritik an der wirtschaftsliberalen Ausrichtung des Einigungsprozesses bis zu der weitverbreiteten Haltung, die EU sei undemokratisch und bürgerfern.
In dieser Übung soll die Skepsis gegenüber der europäischen Einigung in historischer Perspektive seit den 1950er Jahren bis in die Gegenenwart untersucht werden. Wir werden danach fragen, wer aus welchen Beweggründen Skepsis gegenüber der europäischen Einigung äußerte, wie berechtigt die Kritik vor dem Hintergrund spezifischer historischer Kontexte erscheint und welchen Einfluss euroskeptische Stimmen auf den Verlauf der europäischen Einigung nahmen.
Die Übung widmet sich dabei einer Reihe von Fallbeispiele, neben Frankreich, Großbritannien und Deutschland auch Italien, Griechenland, Polen und Ungarn. Auf Wunsch und je nach Sprachkenntnissen besteht die Möglichkeit, andere Länder hinzuzunehmen.
Themenheft zu Europa-Referenden, in: Journal of European Integration History 28,1 (2022); Themenheft "Havarie Europa", in: Mittelweg 36, 1 (2021); Mark Gilbert / Daniele Pasquinucci (Hg.), Euroscpeticisms. Historical Roots of a Political Challenge, Leiden / Boston 2020; Kiran Klaus Patel, Projekt Europa. Eine kritische Geschichte, München 2018.
Übernahme eines Referats und aktive Teilnahme an der Seminardiskussion. Englischkenntnisse werden vorausgesetzt. Weitere Sprachkenntnisse sind nicht Voraussetzung aber herzlich willkommen.
Essay 15.000-20.000 Zeichen.
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