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Foto: Matthias Friel
Die Rede von Verletzbarkeit und Vulnerabilität hat sich in wenigen Jahren zu einem zentralen Diskursgegenstand – einem regelrechten „buzzword” (K. Brown et al. 2017: 497) – in diversen natur–, geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen entwickelt. Weite Teile der soziologischen Literatur jedoch haben diesen Vulnerabilitätsdiskurs bislang kaum zur Kenntnis genommen, geschweige denn für eigene Forschungsperspektiven fruchtbar gemacht. Wohl nicht zuletzt unter dem Eindruck multipler Krisen(diskurse), unübersehbar gewordener sozialer Spannungen und einer wachsenden gesellschaftlichen Sensibilisierung für unterschiedlichste Formen von Verletzbarkeit, katalysiert durch soziale Medien, ist man zuletzt auch innerhalb der Soziologie ein wenig aufmerksamer auf das Thema geworden (K. Brown 2011; K. Brown et al. 2017; P. Brown 2022; Hentschel und Krasmann 2020; Nungesser 2019). Diesen Entwicklungstrend möchten wir in dem Seminar gezielt aufnehmen und vor dem Hintergrund der Frage diskutieren, wie sich eine am Verletzbarkeitsthema interessierte Soziologie den damit bezeichneten Gegenstandsbereich erschließen und in genuin soziologische Forschungsperspektiven überführen kann. Dabei soll es folglich auch um die Frage gehen, welche interdisziplinären Schnittstellen des Vulnerabilitätsdiskurses aus Sicht der Soziologie sich als besonders interessant erweisen könnten, um das Thema für die soziologische Forschung stärker zu profilieren.
Brown, Kate (2011), „‚Vulnerability‘: Handle with Care“, Ethics and Social Welfare, Jg. 5, H. 3, S. 313–321.
Brown, Kate/Ecclestone, Kathryn/Emmel, Nick (2017), „The Many Faces of Vulnerability“, Social Policy & Society, Jg. 16, H. 3, S. 497–510.
Brown, Patrick (2022), On Vulnerability. A Critical Introduction, London/New York: Routledge.
Hentschel, Christine/ Krasmann, Susanne (Hg.) (2020), „Exposure“. Verletzlichkeit und das Politische in Zeiten radikaler Ungewissheit, Bielefeld: Transcript.
Nungesser, Frithjof (2019), „Die Vielfalt der Verletzbarkeit und die Ambivalenz der Sensibilität“, Zeitschrift für Theoretische Soziologie, Jg. 8, H. 1, S. 24–37.
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