PULS
Foto: Matthias Friel
Armut wird in modernen Gesellschaften meist als Gefahr, als Stigma und als Mangel konnotiert. Die insbesondere von Franz von Assisi angestoßene religiöse Bewegung, die wir untersuchen wollen, zeigt eine dieser Bewertung entgegengesetzte Perspektive auf Armut. Diejenigen, die im Mittelalter freiwillig arm sein wollten, sahen in der (teils radikalen) Armut die Verwirklichung eines gottgefälligen Lebens. Doch obwohl die Besitzlosigkeit mit christlichen Idealen in Einklang zu stehen scheint, gab es einen 'Armutsstreit', der für die reiche Kirche und das verweltlichte Papsttum eine große Herausforderung, ja eine Provokation darstellte. Es wurde die Frage diskutiert, ob Christus wirklich keinerlei Besitz hatte, ob Betteln eine fromme Lebensform sein könne (zumal es ja bereits genügend Arme gab!) und welche Formen von Besitz und Eigentum unterschieden werden können und müssen. Auf dem Hintergrund dieser Debatten um die verschiedenen Facetten von Besitz ist nachvollziehbar, warum gerade jene, die sich für die Besitzlosigkeit entschieden hatten (also Bettelmönche) zu Experten in Fragen des Finanzwesens werden konnten. Neben diesen Fragen wurde den aus der Armutsbewegung hervorgegangenen Orden immer wieder Scheinheiligkeit vorgeworfen, weil sie durch die Spenden z.B. reicher Kaufleute mehr Besitz erlangten, als sie zu ihrem unmittelbaren Unterhalt verbrauchen konnten und so - entgegen ihrer Absicht - reich wurden.
Wir wollen im Seminar anhand historischer und literarischer Quellen die mittelalterliche Faszination für die Armut untersuchen und rekonstruieren, warum Menschen, die radikale Armut forderten und lebten, auf dem Scheiterhaufen landen konnten und ihn bewusst riskierten.
Die Armutsbewegung zog Gläubige in ganz Europa an und rasch wurden Bettelorden gegründet - auch in Brandenburg. Wir wollen im Seminar die Spuren der Armutsbewegung hier in der Region erschließen und in einer kleinen Ausstellung in der Stadtbibliothek der Öffentlichkeit präsentieren. Die Schautafeln zu Bettelorden in Brandenburg werden innerhalb des Seminars in Kleingruppen erarbeitet. Das Testat (Prüfungsnbenleistung) wird also durch Mitarbeit in den Kleingruppen erbracht. Näheres dazu im Seminar.
Die zu lesende Literatur wird über Moodle zur Vrfügung gestellt.
Prüfungsleistung für Historiker*innen: Hausarbeit 20-25 Seiten oder mündliche Prüfung 20 Minuten.
Die Prüfungsleistung für Studierende der Germanistik/Deutsch hängt von Ihrem Modul ab.
Das Testat/Seminarnebenleistung wird in diesem Seminar durch die Mitarbeit bei der Erarbeitung von Ausstellungsexponaten erworben: In Kleingruppen erarbeiten alle Studierende Plakate zum Thema Freiwillige Armut in Brandenburg im Mittelalter
Prüfungsleistung für Historiker*innen: Hausarbeit 20-25 Seiten oder mündliche Prüfung 20 Minuten
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