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Foto: Matthias Friel
Traditionell haben sich Judentum, Christentum und Islam als Mitglieder einer Familie gesehen, der Familie Abrahams (Röm 11, 17-23, Q 4:125). In dieser Familie gab es zwar viel Streit, aber auch viel Gemeinsamkeit: ihre Mitglieder kommen aus der gleichen nahöstlichen Gegend, sie sprachen ursprünglich verwandte semitische Sprachen, hören bis heute auf die gleichen Namen, erzählen die gleichen Geschichten – wenn auch von ihrem jeweiligen Standpunkt –, sie zitieren die gleichen Quellen, befolgen dieselben Gebote und sprechen ähnliche Gebete und – last but not least – glauben an denselben Gott. Die dogmatischen Theologien der monotheistischen Religionen und ihrer diversen Konfessionen betonen freilich die Unterscheidungslehren, aber die mystischen Theologien weisen auf ähnliche Erfahrungen göttlicher Gegenwart hin. Weil es in dieser Lehrveranstaltung gerade auf die Familiarität der monotheistischen Gotteserfahrung ankommt, wenden wir uns dieser cognitio Dei quasi experimentalis zu, wie man die mystische Theologie im lateinischen Mittelalter im Unterschied zur cognitio Dei doctrinalis genannt hat, und untersuchen die Einheitsmystik der Monotheisten mit besonderer Rücksicht des Chassidismus und Sufismus.
Aufgrund der jüdischen Feiertage beginnt das Seminar am 26.10.2022. Es findet als Online-Veranstaltung statt.
Zugang über:
https://uni-potsdam.zoom.us/j/62433270036
Meeting-ID: 624 3327 0036Kenncode: 63162966
Anawati G.-C. und Gardet, Louis: Mystique Musulmane. Aspects et tendances – experiences et techniques, Paris 1968, 2. Aufl.Corbin, Henry: Le paradoxe du monothéisme, Paris 1981.Fenton, Paul, B.: La „Hitbodedut“ chez les permiers qabbalistes en orient et chez les soufis, in: R. Goetschel, Prière. Mystique et judaïsme (Colloque de Strasbourg 10-12 September 1984), S. 133-157.Ders.: Les Judéo-soufis de Lausanne: un point de rencontre dans la mouvance guénonienne, in: P. Gisel, L. Kaennel (Hg.), Réceptions de la cabale, Paris 2007, S. 183-213. Ders.: René Guénon et le Judaïsme, in: Philippe Faure (Hg.), René Guénon, l’appel de la sagesse primordiale, Paris 2016, S. 243-290.Haas M. Alois: Mystik als Aussage. Erfahrungs-, Denk- und Redeformen christlicher Mystik, Frankfurt/M, Leipzig 2007.Jabre, Farid: Essai sur le lexique de Ghazali, Beirut 1970.Kratz, Reinhard G. und Nagel, Tilman (Hg.): “Abraham, unser Vater”. Die gemeinsamen Wurzeln von Judentum, Christentum und Islam, Göttingen 2003. Krochmalnik, Daniel: Die Abraham-Formel im Trialog der Monotheisten, in: Harry Harun Behr, Daniel Krochmalnik, Bernd Schröder (Hg.), Der andere Abraham. Theologische und didaktische Reflektionen eines Klassikers (Religionspädagogische Gespräche zwischen Juden, Christen und Muslimen, Bd. 2), Berlin 2011, S. 109-145.Kuschel, Karl-Josef: Streit um Abraham, Was Juden, Christen und Muslime trennt – und was sie eint, Ostfildern 1995. Necker, Gerold: Einführung in die lurianische Kabbala, Frankfurt/M, Leipzig 2008.Schaya, Leo: La Doctrine soufique de l’Unité, Paris 1962.Schimmel, Annemarie: Mystische Dimensionen des Islam (1975), Frankfurt/M, Leipzig 1995.Willar, Lise: Soufisme et Hassidisme, Parisn 2020.
Vor- und Nachbereitung des Seminars sowie Abfassung eines Essays zu einem Thema der Lehrveranstaltung
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