PULS
Foto: Matthias Friel
Ein Viertel aller Suchanfragen im WorldWideWeb dreht sich um pornografische Inhalte. Pro Sekunde werden laut Techniker Krankenkasse weltweit mehr als 30.000 Pornoclips online konsumiert. Dieser Konsum ist zu einem globalen Phänomen geraten, zu dem aufgrund technischer Niedrigschwelligkeit immer mehr Menschen, auch Kinder und Jugendliche ubiquitären Zugang haben. Dieser alltägliche weltweite Massenkonsum hat in fundamentaler Weise unsere Vorstellungen von Sexualität, Körper und Geschlecht verändert. Gleichzeitig bewirken in einem Wechselwirkungsprozess unsere auf diese Weise hervorgerufenen Sehgewohnheiten, Bedürfnisse und Erwartungen wiederum spezifische Darstellungsweisen pornografischer Performanz. Die mediale Inszenierung sexueller Aktivitäten ist somit nicht nur Spiegelbild unseres Selbst sondern bildet zugleich tiefer liegende gesellschaftliche und geschlechterspezifische Macht- und Ordnungskonzepte ab und verstetigt diese.In dieser Übung dient uns Pornografie daher als Beschreibungsoption für Gesellschaft. Mittels unterschiedlicher erkenntnistheoretischer und methodischer Zugänge werden wir pornografische Medien als kulturelles Konstrukt untersuchen und die jeweiligen sexuellen Skripte, Körperbilder und Geschlechterrollen herausarbeiten. Die Lehrveranstaltung dient zugleich dazu, wissenschaftliche (Selbst-)Reflektion vorzunehmen und Methoden kulturwissenschaftlicher Forschung anzuwenden.
Literatur: William Simon, John H. Gagnon, Wie funktionieren sexuelle Skripte?, in: Christiane Schmerl u.a. (Hg.), Sexuelle Szenen. Inszenierungen von Geschlecht und Sexualität in modernen Gesellschaften, Opladen 2000, S. 70-95;
Leonie Zilch, Erregende Dokumente: Pornografie und dokumentarische Autorität, Bielefeld 2022.
Aufsatzpatenschaft, Sitzungsreflektion, Initiative, Essay.
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