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Foto: Matthias Friel

Mehr als "Breaking Bad" - 'Narcoliteratura' und die 'Novela del sicariato' in Lateinamerika - Einzelansicht

Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer
SWS 2 Semester SoSe 2023
Einrichtung Institut für Romanistik   Sprache deutsch
Belegungsfrist 03.04.2023 - 10.05.2023

Belegung über PULS
Gruppe 1:
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    Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson Ausfall-/Ausweichtermine Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Seminar Di 16:00 bis 18:00 wöchentlich 18.04.2023 bis 25.07.2023  1.19.0.13 Dr. Lenz  
Kommentar

Es sind Serien wie Breaking Bad (2008-2013) und Filme wie Denis Villeneuves Sicario (2015), welche die Figur des Drogendealers, des Kartellbosses und die Verkehrsströme und Funktionsweisen des Drogenkonsums in actiongeladene und düstere Bilder umsetzen. Doch bauen diese Serien und Filme trotz ihrer herausragenden Erzählweise und immersiven Ästhetik sowie einer Drastik, welche auch Gewalt und Tod in nicht zu knappem Maße involviert, auf eine stark an Mustern des Psycho- und Politthrillers, des Gangster- und Heist-Movies US-amerikanischer Prägung orientierte Ästhetik und versetzen sie bewusst oder unbewusst essenzialisierend und bisweilen tendenziös pauschalisierend in einen meist lateinamerikanisch Kontext. Sie verkürzen damit gerade für eine nicht des Spanischen mächtigen und mit den politischen Verhältnissen in Mexiko oder Kolumbien vertrauten Zuschauerschaft das kritische Potential einer Literaturgattung, die im hispanophonen Raum seit Jahrzehnten boomt und in mehreren Entwicklungsphasen als wichtiges Instrument erzählerischer und literarischer Emanzipation von politischen und gesellschaftlichen Hierarchiemustern, von Unterdrückung und (gender-)deterministischen Gesellschaftsentwürfen fungiert.

Dieser gesellschaftskritischen und weniger der am Spektakulären der Gewalt orientierten Dimension einer facettenreichen und von regionaler wie inhaltlicher Vielfalt gekennzeichneten Literaturgattung, welche umstritten als ‚Narcoliteratura‘, ‚Narconovela‘ oder ‚Narkoprosa‘, weniger Kontrovers als mit Thematiken des Drogenhandels verknüpfte Unterströmung der ‚Novela de crímenes‘ bezeichnet werden kann, will das Seminar nachgehen. Anhand einiger mittlerweile ‚klassischer‘ Erzähltexte wie Fernando Vallejos (Medellín, 1942) La virgen de los sicarios (1994), aber auch in Deutschland noch unbekannter Romane und Erzählungen vorwiegend mexikanischer und kolumbianischer Autor:innen werden wir die vielen klassen- und genderbezogenen, die ästhetischen, aber auch globalisierungskritischen Facetten einer Gattung beleuchten, die kaum als irgendeine ‚Essenz‘ in Lateinamerika verorteter Kriminalität verstanden werden darf, denn vielmehr als in seiner transmedialen Anschlussfähigkeit und ethnographischen Differenziertheit (Musik, Film, Theater) mächtiges Werkzeug einer Kritik an globalen Zusammenhängen von Ausbeutung, an geschlechtsspezifischen Hierarchien und einer gesellschaftlichen Ungleichheit gesehen werden muss.

Die Produktion und Distribution von Drogen als drastische Metapher der Konzentration und gesellschaftsvernichtenden Dynamik entfesselter und unregulierter Kapitalströme ist dabei kaum von deren Konsum und den Folgeschäden, Kontexten und Trittbretteffekten trennbar, welche die reichen Länder des globalen Nordens unbedingt mit in die Verantwortung für gesellschaftliche Verhältnisse nehmen, deren Komplexität sich in der vielstimmigen Welt der lateinamerikanischen Literaturen spiegeln.

Literatur

Sekundärliteratur zur Einführung in die Thematik:

 

Forero Quintero Gustavo: La novela de crímenes en América Latina: un espacio de anomia social. Siglo del Hombre Editores 2016.

Fuentes Kraffczyk, Felipe Oliver: Apuntes para una poética de la narcoliteratura. Universidad de Guanajuato, Departamento de Letras Hispánicas 2013.

Herrera Bórquez, Kenya: "La cabrona aquí soy yo" cuerpos y subjetividades femeninas en la narcocultura de la frontera norte de México. Universitätsverlag Potsdam 2018.

Quaas, Lisa: Narkoprosa - Darstellungsparadigmen und erzählerische Funktionen in der lateinamerikanischen Literatur zum Drogenhandel. De Gruyter 2019.

Rivera Quiñones Aidalís: Narcoliteratura la figura de la mujer en Rosario Tijeras y La reina del sur. Universidad de Puerto Rico 2014.

Voraussetzungen

Da einige Texte nicht auf Deutsch oder Englisch verfügbar sind, wären grundlegende Kenntnisse des Spanischen als Lesesprache vorteilhaft.

Leistungsnachweis

Neben einer aktiven Teilnahme am Kurs ist für dessen erfolgreiches Bestehen die tiefergehende Beschäftigung mit einem Text, Film oder anderweitig medialem Werk zugehörig zur Gattung der Narcoliteratura relevant, deren Ergebnisse in Form einer Präsentation im Kurs diskutiert und in einem kurzen Paper zusammengefasst werden.

Für Teilnehmende, welche mehr als 3LPs benötigen, ist zusätzlich das Anfertigen einer Hausarbeit von 10-12 Seiten vonnöten.


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2023 , Aktuelles Semester: SoSe 2024